Lover oder Loser

GB 1999 (This Year's Love) Regie und Buch David Kane, 108 Min.

Es ist die komplizierteste Gleichung der Menschheit: A gleich B. Cungleich D und E liebt F doch nicht ... Dass A B schon dreieinhalbMinuten nach der Hochzeit eifersüchtig verläßt,löst eine emotionale Kettenreaktion aus, die dasBeziehungsgefüge des Londoner Stadtteils Camden Town nachhaltigerschüttert.

Ganz konkret: "B", sprich Danny (Douglas Henshall), erfährtwährend der Hochzeitsfeier von dem kürzlichen und kurzenSeitensprung seiner frisch vermählten "A", das ist Hannah(Catherine McCormack). Die beiden schreien etwas, schauen sich in dieAugen, sie sagt "Sorry" und der Film ist zu Ende. Nicht schlecht, dieIdee, aber so läuft es beim "abendfüllenden" (!) Spielfilmnicht. Da dauert es drei Jahre und mindestens 90 Minuten Film.

Also zurück: Die Stimmung ist im Eimer, Hannah verpißtsich fluchend und wird besoffen vom notorischen Weiberheld Cameron(Dougray Scott) abgeschleppt. Dessen Lebensansichten sind ebensobeschissen wie seine Gemälde, doch - siehe oben - ein Jahrbleibt Hannah bei der Stange - denn um die geht es wohlhauptsächlich. Danny wärmt sich zwischendurch mit derunattraktiven und selbstlosen Putzfrau Marey (Kathy Burke). Am Randeder Szene laufen sich der seltsam verklemmte Comichändler Liam(Ian Hart) und die neurotisch verbitterte Sophie (Jennifer Ehle)für ihre Ablösungen im Staffellauf der Partner warm.

Dann spielen wir Reise nach Jerusalem und in der nächstenRunde darf es Hannah mit der Lesbe Alice probieren, Dannyübernimmt Sophie, während Marey bei Cameron unterkommt.Dieses Beziehungskarusell (fr.: La Ronde) mit der sommerlichenKulisse des Londoner Stadtteils Camden geht noch in eine dritteHalbzeit, in der man immer noch glaubt, die Leute alle schon mal bei"Commitments" gesehen zu haben.

Bübchen-wechsel-dich. Eine ausbaufähige Idee, wiewäre es, gleich 8, 16, 32 Leute von Bett zu Bett hüpfen zulassen? Dann kämen wir dem Leben nahe und die Inszenierung darfFeierabend machen. Im Spannungsfeld aus Konstruktion undglaubwürdigen Mensch-Entwürfen ist "Lover oder Loser" nichtunbedingt angesiedelt. Im verblüffend bewegenden "Wonderland"(von Michael Winterbottom) des menschlichen Auf und Ab auch nicht.Eine nette Idee vom TV-Regissseur David Kane bei seinemKinodebüt. Frisch aufgespielt, mal komisch, mal grausam, damitdarf man zufrieden sein.

Bemerkenswert im Vergleich zu verbreitetem Romantikkitsch - hierwäre auch der an den Haaren herbei verglichene "Vier Hochzeiten..." zu nennen - ist die zeitweilige Härte der Erkenntnis. DiePartnerwahlen fallen ganz klar und gnadenlos nach den einfachstenBedürfnissen aus: "Want you be my number two" beschrieb es JoeJackson kurz: "... me and Number One are through." Oder: Ich Tarzan,du Ersatz, bis was Besseres vorbeikommt. Da würden AndieMacDowell die Locken aus der Frisur fallen. Und nachher kann man seingesammeltes Theweleit-Wissen über Objektbeziehungen raus kramen.Der hat es schon immer gewußt, was dem Film jetzt wieder garnichts Besonderes läßt und eindeutig zu hart wäre.Alles klar?


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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