Longtime Companion
USA 1989, Regie: Norman RenÄ, 96 Min.
Meistens erzählt ein Film eine Geschichte, er hat aber auch eine eigene. Sehr ähnlich sind sich beide bei "Longtime Companion". Im Film erleben der Drehbuchautor Sean und seine Freunde den ersten Kuß zweier Männer in einer "Soap Box Opera", einer Billig-Fernsehserie. Vorher gab es Probleme, weil der Darsteller Howard sich seine Karriere nicht mit einer Schwulenrolle zerstören wollte.
Auch für "Longtime Companion" war es schwierig, Schauspieler zu finden. Die unbekannten Akteure und ihr herzliches, natürliches Spiel sind jedoch zum größten Pluspunkt dieses Films geworden. Schwieriger war das Auftreiben von Geld für ein Projekt, das acht Jahre Leben mit Aids im schwulen Milieu New Yorks schildert. Erst der unabhängige Produzent American Playhouse ermöglichte Craig Lucas die Verfilmung seines Drehbuches. Das aggresive Resumee seiner Erfahrungen: "Ich würde gerne einen Film schreiben über Figuren, die Angst vor Schwulen haben. Ich würde ihn in Hollywood ansiedeln."Angst vor Schwulen hat in "Longtime Companion" kaum jemand. Uns ist ein Insider-Blick verstattet, der Schwulsein auch nicht krampfhaft daran festmacht, daß Männer mit Männern ins Bett gehen. Aber die Furcht vor Aids und der Umgang mit ihr, ist bei den acht Figuren auf verschiedene Weise vorhanden. Nach der ersten Zeitungsmeldung (Juli 1981) über eine "ungewöhnliche Krebsart bei homosexuellen Patienten", zu Beginn des Films, herrscht auf der Strandfete noch ungetrübte Freude. Bruce der mit Sean zusammenlebt, hat Willy und John eingeladen. John verliebt sich in Alan und in der Stadt erhält Howard, der Partner oder verschleiernd "Longtime Companion" / Lebensbegleiter, von Paul eine wichtige Fernsehrolle. Im Laufe der Jahre, von denen wir immer nur jeweils einen Tag miterleben, stirb fast die Hälfte von ihnen an Aids.
In den betont harmonischen und wohl deshalb unrealistischen Situationen überzeugen die Darsteller. Vor allem Bruce Davidsons Spiel als David bei der Pflege des todkranken Freundes ist sehr bewegend. Parallel zur privaten Geschichte hätte ich gerne Allgemeineres zum politischen und öffentlichen Umgang mit Aids, den Diskussionen um Forschungsgelder oder Medikamente erfahren. Vielleicht entfiele so auch etwas Leerlauf im letzten Teil der interessanten Form einer Tages-Chronik im Jahrrhythmus.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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