Little Odessa

USA 1994, Regie: James Gray, 98 Min.

Little Odessa ist für die Russen, was für die Italiener "Little Italy": Eine abgeschlossene Welt emigrierter russischer Juden im New Yorker Viertel Brighton Beach, "wo kaum Englisch zu hören ist, wo die meisten Schilder in kyrillischer Schrift sind und wo die Kaffees den besten Ukrainer Borscht anbieten." Dorthin führt den Killer Joshua Shapira (Tim Roth) sein nächster Mord-Auftrag. Dort ist aber das Viertel, aus dem ihn die lokale Russen-Mafia einst verbannte. In "Little Odessa" trifft der kaltblütige Profi Joshua auf seine Familie, den verbitterten Vater Arkady (Maximilian Schell), die todkranke Mutter (Vanessa Redgrave) und den kleinen Bruder, der ihn vergöttert. Die Heimkehr des verlorenen Sohns stört die Familienverhältnisse und die Machtverhältnisse im Viertel auf. Joshua wird weich für Bruder und ehemalige Freundin.

In einer faszinierenden Mischung von Genre-Elementen des Gangster-Films und persönlicher Geschichte erzählt das ganz außerordentliche Debüt des 24-jährigen James Gray (Buch und Regie!) sehr, sehr ruhig und intensiv vom Leben zwischen den alten Idealen "Gemeinschaft, Loyalität und Familie sowie dem neuen amerikanischen Straßen-Ethos von Geld und Individualismus."Was ist schockierender, die Familientragödie hinter den Wänden oder das wahnsinnige Blutbad auf den Straßen?

Ein spärlicher Musikeinsatz, das ergreifendes Finale, religiöse Verweise, vielleicht auch Andeutungen des Holocausts (die Verbrennung der Leichen) machen das Meisterwerk spannend. Maximilian Schell ist neben dem schon wieder eindrucksvollen Tim Roth ("Vincent und Theo", "Pulp Fiction", "Rob Roy") mit einer schwierigen Vaterfigur sehr präsent.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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