Land of the Dead

USA, Kanada, Frankreich 2005 (Land of the Dead) Regie: George A. Romero mit Simon Baker, John Leguizamo, Dennis Hopper, Asia Argento 93 Min.

Würgreiz beim Thema Zombie-Film zu empfinden, ist ganz natürlich. So teilt sich die Menschheit in Fans der Untoten und die anderen Lebenden. Was diese nicht verstehen, die dunkle Horde von Liebhabern dieses Genres hat vor allem Spaß an dem, was andere nur schreck-lich finden. So erklärt sich wohl auch, dass Zombie-Filme wie ihre Namensgeber nicht tot zu kriegen sind. Die fleischfressenden Dummies erlebten mit dem Remake von "Dawn of the Dead" und der Endzeitparodie "Shaun of the Dead" eine Auferstehung. Wenn allerdings der Ur-Ahn der lebenden Toten, George A. Romero, fast vier Jahrzehnte nach der das Genre konstituierenden "Nacht der lebenden Toten" (1968) zum vierten Male zur Splatter-Kamera greift, sollte man noch den Verwesungszustand dieser erstaunlich langlebigen Erscheinung doch ins Auge fassen. (Nicht wortwörtlich "ins Auge fassen", liebe Splatter-Fans!)

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Romero und seinen minderen Nachahmern, den Zombies der geistlosen Fließbandfilme, bleibt die simple aber doch immer präsente Sozialkritik. Im Land der Toten kapseln sich die Reichen in der Festung Fiddler's Green von allen Problemen "da draußen" ab. Parallel montiert wird die Zweidrittelgesellschaft: Drinnen dinieren Leute in steifen Anzügen und klinischer Umgebung. Draußen kämpfen Söldner und die Minderbemittelten - Arbeitsverweigerer, Sozialfälle? - gegen Heerscharen von Zombies, die mittlerweile fast ganz Nordamerika besiedeln.

Bei der Jagd nach Vorräten stellt der positive Held Riley (Simon Baker) fest, dass einige der Zombies Intelligenz entwickeln und das Verhalten der Lebenden imitieren. Unvermeidlich scheint das übliche Abschlachten der als Schießbudenfiguren herumschlurfenden lebenden Leichen, allerdings unterscheiden sich auch bei den Jägern skrupellose Kriegsgewinnler und Bedächtige, die auch Tote lieber leben lassen. Als Cholo (John Leguizamo), einer der menschlichen Unmenschen, eine Kampfmaschine klaut und droht den Turm der Reichen in die Luft zu jagen, versucht ihn Riley im Auftrag des Oberbosses Paul Kaufman (Dennis Hopper) zu stoppen. Gleichzeitig macht sich eine Armee von lernenden Zombies auf, Fiddler's Green zu erobern.

Der Splatter durch und mit Zombies ist grundsätzlich grausam, doch in diesem Kontext ist es brutal, wie die Lebenden gegen die Zombies vorgehen. Mitfühlend agiert vor allem Riley, seinen Assistenten Charlie (Robert Joy) immer an der Seite, einem Halbzombie. Ganz wie früher im Western das Halbblut Verständigung vermittelte. Am Ende, nach ein paar tausend Leichen, steht dann die eine humanistische Erkenntnis: "Sie sind wie wir, sie suchen nur einen Platz zum Leben."

Simon Baker, John Leguizamo und die Inszenierung funktionieren solide in dem teils "komischen", teils spannenden Abschlachten. Horrorprinzessin Asia Argento beglückt ihre Fans mit noch so einer verruchten Rolle. Dennis Hopper leistet als Führer der Oberschicht nur einmal Besonderes, und zwar den politisch absurden Schlüsselsatz "Wir verhandeln nicht mit Terroristen".


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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