Ladykillers

USA 2004 (The Ladykillers) Regie: Joel Coen, Ethan Coen mit Tom Hanks, Irma P. Hall, Marlon Wayans 104 Min. FSK ab 12

Deppen auf Raubzug - dies ist ein weitgehend ausgetretenes Genre. Selten wurde allerdings so verboten schräg geräubert - in der Filmgeschichte und im skurrilen Typenreservoir des Südens der USA.

Mrs. Munson ist eine tief gläubige und ehrliche Seele. Beim Gospelchor der Kirchengemeinde ist sie ebenso mit dem Herzen dabei wie beim Bericht an die Ordnungshüter des Südstaaten-Örtchens. Gerade bei dieser stämmigen Verkörperung der Moral nistet sich der selbst ernannte Professor Goldthwait Higginson Dorr (Tom Hanks) ein, um einen gigantischen Raubzug auszuführen. Mit Hilfe vierer Kumpel, die für Muskelkraft, Explosivität, Tunnelbau und Zugang zum Safe stehen, soll das Geldlager eines Casinoboots von unerwarteter Seite angegraben werden. Zur Tarnung spielt man Keller-Musik, oder lässt den Kassettenrekorder spielen. Hinter dem Deckmantel musikalischer Ertüchtigungen geht es frisch ans Werk, doch dem Expertenwissen fehlt es offensichtlich an Hand und Fuß. Zumindest ein Finger bleibt erstmal auf der Tunnelstrecke. Als dann die Lady Munson den falschen Musikanten auf die Schliche kommt, muss sie beseitigt werden. Doch die alte Dame erweist sich als erstaunlich zäh.

Die Geschichte mit depperten Dieben ist nicht neu: George Clooney produzierte beispielsweise die "Safecrackers" bei denen nicht nur der Raubzug schief ging. Und vor allem gibt es das wunderbare Original der "Ladykillers" aus dem Jahre 1955 mit Alec Guinness in der Hauptrolle. Doch seit "Fargo" haben die Coen-Brüder praktische eine Lizenz auf den langsam denkenden Langfinger, der hier wieder zur Höchstform aufläuft.

Tom Hanks darf als Professor Door brillieren. Sein penetrant röchelndes Lachen, die völlig überdrehte Wortdrechslerei und dann wieder eine panische Angst vor der Polizei, die ihn schon mal zur Teestunde mit Tasse unters Bett zwingt.

Gleichzeitig ist "Ladykillers" eine tiefe ästhetische (und musikalische) Verehrung für den Süden, mit den gleichen stilisierten Aufnahmen wie in "Fargo" oder "O Brother, where art thou?". Zwar ist "Ladykillers" ein durchaus komischer, schön schräger Film mit klasse Schauspielern und stimmungsvoller Musik, doch für einen Coen-Film ist das noch zu wenig. Verglichen mit "Hudsucker Proxy", "Big Lebowski", "The Man who wasn't there" oder "O Brother, where art thou?" ist die neue Komödie flach. Es fehlt das rätselhaft Transzendentale und das extrem Abstruse. Damit bleiben die ehemaligen Cannes-Gewinner ("Barton Fink")  nach der Clooney-Romanze "Ein unmöglicher Härtefall" weiter im Mainstream, was für die Einnahmen nicht schlecht sein muss. Die Fans jedoch leiden.

http://www.movie.de/filme/ladykillers


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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