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Die letzte Kriegerin

Neuseeland 1994 (Once were warriors) Regie Lee Tamahori, 99 Min.

Eine grüne Naturlandschaft eröffnet den Film als ob hier ein Nachfolger Jane Campions auf der historisch-idyllischen Piano-Tastatur spielte. Doch der folgende Schwenk auf eine heruntergekommene Wohngegend hinter Zäunen am Straßenrand ist das Versprechen auf einen kinematographisch überraschenden und überzeugenden Film. Die dumpfen Brutalitäten der dort hausenden, bulligen und üppig tätowierten Stiernacken-Typen finden nicht nur in der Kneipe statt. Die Schläge setzen sich auch gegen die Familie fort, deren Beschützer der Maori-Mann traditionsgemäß sein sollte. Derweil erfüllen die Frauen dieser Bevölkerungsgruppe, die vor circa 1000 Jahre als Polynesier Neuseeland eroberte, ihre Familienpflicht auch im modernen Staatsgebilde: Beth (Rena Owen) versucht unter den härtesten sozialen Bedingungen ihre Kinder in der Schule zu halten und vor der Straße zur Kriminalität zu bewahren. Jake Heke (Temuera Morrison) versucht sich selten als liebevoll scheiternder Vater, verfällt öfter dem Kampf-Saufen, um dann Beth mit unerträglicher Brutalität zusammenzuschlagen. Erst der leidensreiche Weg Beths zurück zu den Traditionen ihrer Maori-Ahnen bringt Hoffnung in das Elend.

Der erfolgreiche Werbefilmer Lee Tamahori beherrscht seine wirkungsvollen und schockierenden Bilder, gibt der für viele Kulturen gültigen Geschichte erneut Überzeugungskraft in diesem eindrucksvollen Filmereignis. Auch Schauspiel, Musik und Kameraarbeit (Stuart Dryburgh) sind hervorragend.

***

Bei einer überfüllten Festivalvorführung in Rotterdam zeigte sich die Wirkung des Films als niederschmetternd: Jemand fiel in Ohnmacht - und das sich nicht nur wegen der schlechten Luft. Ein passender Beweis der Wirkung, der aber nicht abschrecken sollte. Die zarten Gemüter werden trotzdem öfters wegsehen müssen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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