Die Liga der außerordentlichen Gentlemen

USA (The League of Extraordinary Gentlemen) Regie Stephen Norrington mit Sean Connery, Naseeruddin Shah, Peta Wilson 110 Min. FSK ab 12

Die Superhelden von früher hatten ein anderes Format: Sie kamen Jahrhunderte lang aus dem Buch, bevor sie Comic und Film vereinnahmten. "Die Liga der außerordentlichen Gentlemen" - eine fantastische Comicreihe von Alan Moore vereint alle(s): Allan Quatermain, Dr. Henry Jekyll, Tom Sawyer, Captain Nemo sowie Dorian Gray entspringen der Fiktion, um an der vorletzten Jahrhundertwende einen Weltkrieg zu verhindern. Leider verspielt das aufwändige Abenteuer von Regisseur Stephen Norrington sein enormes Potential.

1899 in London: Ein bislang noch nie gesehenes Gefährt namens Panzer raubt mit hörbar deutscher Besatzung eine Bank aus. Gleichzeitig lassen vornehmliche Briten in Deutschland eine Luftschiff-Fabrik explodieren. Hinter beiden Aktionen steckt das Phantom, ein Waffenproduzent, der die Großmächte aufeinander hetzen will. Verhindern soll das eine Gruppe außerordentlicher Männer, angereichert um einen weiblichen Vampir. Der britische Abenteurer Allan Quatermain - eine Figur von H. Rider Haggard - übernimmt die Führung, sein wieder eindruckvoller Darsteller Sean Connery hat immerhin auch mit produziert. Aus dem Roman von Mark Twain weitergedacht ist der schießwütige amerikanische FBI-Agent Tom Sawyer, den unsterblichen Dorian Gray hat Oscar Wilde ersonnen, Jules Verne gab seinen Captain Nemo hinzu und Bram Stoker Mina Harker, die sich nach dem Schließen des Buchdeckels doch zur die Vampir entwickelte. So weit, so verheißungsvoll. Doch nach einer kurzen Einführung bleiben die Figuren auf der typischen Weltreise des Abenteuerfilms seelenlose Staffage. Die versprochene Action mit Spaß lahmt, die teuren Bilder und retro-modernen Spielereien übernehmen die Hauptrolle. Da kurvt eine gigantische Nautilus absurd durch Venedigs Kanäle, nebenbei wird die Lagunenstadt zu großen Teilen zerstört. Die wilde Seite Dr. Jekylls, das Monster Hyde, zeigt sich völlig lächerlich als digital übertriebener Super-Hulk.

Zwar haben alle Personen ihr kleines oder großes Trauma zu tragen, doch keine der an sich faszinierenden Figuren kommt richtig zur Geltung, auch das darstellerische Vermögen Sean Connerys ist bis auf zu seltene Momente an diesen Film verschwendet - er spielt eigentlich in einer anderen Liga. Wo die Schwerpunkte des Films liegen, zeigt wieder einmal der Abspann: Fast zwei Drittel der Beteiligten war mit Bits und Bytes beschäftigt. Also waren Effekte und Tricks den Machern wichtiger also Affekte und Tiefe.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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