Das Leben des David Gale

USA 2003 (The Life of David Gale) Regie: Alan Parker Buch: Charles Randolph Mit: Kevin Spacey (Dr. David Gale), Kate Winslet (Bitsey Bloom), Chris Warner (Burly Orderly), Laura Linney (Constance Hallaway), Gabriel Mann (Zack), Rhona Mitra (Berlin), Brandy Little (Kellnerin in Motel), Elizabeth Gast (Sharon Gale), Jim Beaver (Duke Grover), Matt Craven (Dusty) 130 Min.

Der filmische Einsatz für die Gute Sache ist immer gerne gesehen. Der Kampf gegen die Todesstrafe macht auch dramatisch sehr viel her: So hat Alan Parkers "Das Leben des David Gale" in der Tradition von Susan Sarandons und Tim Robbins "Dead Man Walking" das Zeug zu einem guten Politthriller.

Ausgerechnet David Gale (Kevin Spacey), einst engagierter Kämpfer gegen die Todesstrafe, wartet seit Jahren in einem texanischen Spezialgefängnis auf seine Exekution. Er ist verurteilt, seine Freundin Constance (Laura Linney) vergewaltigt und ermordet zu haben. Nach langem Schweigen gewährt er in den letzten Tagen vor der Hinrichtung der jungen, ehrgeizigen Reporterin Bitsey (Kate Winslet) drei Interviews. Gale erzählt ihr, wie er vom Philosophie-Professor mit der Reputation eines brillanten Intellektuellen durch die Denunziation einer beleidigten Studentin Familie, Beruf und Selbstrespekt verliert. Als Alkoholiker muss er miterleben, wie seine beste Freundin Constance an Leukämie leidet. Nach einer besonderen Nacht der Freundschaft wird Gale festgenommen und angeklagt. Bitsey hört sich die Geschichte des (Vor-) Verurteilten an, ändert ihre Meinung und engagiert sich für ihn, um schließlich Überraschendes zu entdecken. Ein Bilderrätsel per Video führt zu mehreren Wahrheiten.

Kevin Spacey spielt wieder faszinierend den "üblichen Verdächtigen", nur ist das Drehbuch Charles Randolph zu "David Gale" zwar intelligent, aber weit davon entfernt, so verspielt komplex zu sein, wie das von Christopher McQuarrie zu "Usual Suspects". Doch dafür gibt es ein Anliegen in diesem Alan Parker-Film und von diesem sollen weder formelle noch ästhetische Spielereien ablenken: Dass der republikanische (!) Gouverneur des US-Bundesstaates Illinois kurz vor seinem Amtsende alle zum Tode Verurteilten begnadigte - die Strafen wurden in Lebenslänglich umgewandelt - hat schon dramatische Qualitäten. Und dass "The Life of David Gale" im reaktionäreren Texas spielt, macht auch seinen Sinn, denn der Staat der Bush-Gouverneure und -Präsidenten ist für seine Lust am Hinrichten berüchtigt. So ist der ganze Film mit seinen tragisch handelnden Figuren ein klares und nie in Frage gestelltes Plädoyer gegen die Todesstrafe.

Auch was sich eigentlich abspielt, ist ziemlich offensichtlich und von daher ist Kate Winslets nicht besonders raffinierte Journalistin mit naiven Touch vielleicht doch nicht so schlecht besetzt. Entsprechend seiner sehr intelligenten, philosophisch und menschlich gebildeten Hauptfigur Gale fallen die spannendsten Entscheidungen im Innern der Figuren und wir sehen nur die rauen Auswirkungen. Weil der Film dem moralisch atemberaubenden Ansatz aber nicht traut, muss Kate Winslet in der Rahmenhandlung herumrennen, sich erschrecken und furchtbar emotionalisiert tun. Auch das Herzschlagfinale wird zu den Randfiguren verlagert, die alle wesentlich schwächer sind.

Alan Parker, in dessen Werk sich exzellente und spannende Filme ("The Commitments", "Mississippi Burning") direkt neben Belanglosigkeiten ("Evita", "Angel Heart", "Bugsy Malone") finden, inszeniert zurückhaltend und effektiv. Das Leben und drohende Sterben von David Gale bewegt - wenn vielleicht nicht immer dort, wo es eingeplant war. Ein Plädoyer gegen die Todesstrafe verpackt in einer verrätselten Geschichte mit doppeltem Boden - Alan Parker und Kevin Spacey sorgen damit für solide Kinokost mit politischem Anspruch.

http://www.thelifeofdavidgale.com/


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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