Krieg der Welten

USA 2005 (The War of the Worlds) Regie: Steven Spielberg mit Tom Cruise, Dakota Fanning, Tim Robbins 116 Min. FSK ab 12

Steven Spielbergs neuerliche Begegnung der unheimlichen Art mit Außerirdischen und dem gemeinen Amerikaner langweilt mit einer uninspirierten Neuverfilmung von H.G. Welles Klassiker "Krieg der Welten". 100 Jahre später erleben wir den Angriff der Marsianer in den USA, Tom Cruise flieht und bekommt ein Vaterverdienstkreuz. Nur einige Effekte stören den Schlummer des Desinteresses.

"Ein Terrorist?", schreit die kleine Rachel Ferrier (Dakota Fanning). Nein, mein Kind, das sind Außerirdische. Vor denen sollten schon unsere Eltern und Großeltern Angst haben, bevor die Rote Gefahr hinter dem Eisernen Vorhang die Rolle des Buhmanns übernahm. Und in einer genialen Kombination kam die Rote Gefahr in Science Fiction-Filmen der 50er in Raumschiffen vom Mars und im Subtext von Marx.

Jetzt sind wir wieder so weit: Die Fremden, die Außerirdischen sind nicht mehr knuddelig wie Spielbergs Liebling E.T. Sie sind längst unter uns, wie die Schläfer von Al-Qaida oder Bundesnachrichtendienst. Bei einem mächtigen und auch im Kino eindrucksvollen Gewitter schlüpfen die Marsmenschen auf den Pilotensitz und machen sich fortan mit Feuerstrahl und Flamme die Erde Untertan. Doch Gott hat laut Steven Spielberg auch diese Episode in seinem Masterplan eingebaut und die Bakterien vorgesehen, damit sie die (anscheinend gottlosen) Eindringlinge besiegen!

Somit wäre der Ausgang geklärt, der sich nicht geändert hat, seit H.G. Welles 1898 seinen Roman "The War of the Worlds" veröffentlichte. Die Ausführung war im Hörspiel von Orson Welles sensationell erschreckend, in vielen Spielfilmen ambitioniert und jetzt erschreckend uninspiriert. Spielberg treibt den üblichen Aufwand an Effekten, um eine von den Familiengeschichtchen zu erzählen, die von der amerikanischen Gesinnungs-Produktion massenweise auf den Markt geworfen werden: Der unzuverlässige, geschiedene Papa in Lederjacke Ray Ferrier (Tom Cruise) verteidigt seine Kinder mitten im Weltuntergang und bewährt sich als "Dad". Dass der "kleinen Rachel" die Augen verbunden werden und dann noch die Tür zugemacht wird, wenn Papa einen bösen Mann verprügelt, während rundherum Marsianer das Blut der Menschen aussaugen und es als Dünger versprühen, ist Auswuchs einer überzogenen Kinderpsychologie.

Wie gut die Aliens die Amerikaner kennen, zeigt sich darin, dass sie zuerst deren Autos lahm legen! Doch Ray, ein lässiger Single in Lederjacke und mit Motorenöl statt Milch in der Küche, kann bald mit seinen beiden Kindern im einzigen fahrenden Van fliehen. Doch die Marsmenschen sind bereits überall und verbreiten düstere Stimmung in dunklen Bildern. Ohne Humor und Einsicht in die historische Warteschleife, die er abdreht, rettet nur Spielbergs Handwerk diesen inhaltlich völlig uninteressanten Film.

Da gibt es einen guten Schockmoment, wenn ein brennender Zug in der an sich sicheren Gegend vorbei fährt. Spannung gibt es im Keller, in den nur Geräusche und Lichtblitze dringen, denn man weiß ebenso wenig wie die Schutzsuchenden, was draußen passiert. Dann stöbern leibhaftige Aliens durch die Dunkelheit, während die Menschen Verstecken spielen - Spielberg konnte hier die Jurassic Park-Videos mit der Küchenszene hervorkramen. Subtiles Grauen herrscht, wenn ewig lange Greifarme Menschen ernten und nur ein Regen von Kleidungsstücken übrig bleibt. Am Ende nachdem die kleinen Bakterien ihre große Rolle gespielt haben, darf die Armee patriotisch den Gnadenschuss setzen - anders als in der Vorlage. Dann ist der Film endlich in der Gegenwart angekommen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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