Komm, süßer Tod

Österreich 2000 (Komm, süßer Tod) Regie Wolfgang Murnberger, 108 Min.

Mochten Sie den Wiener Chaos-Kommissar Kottan? Dann mischen Sie kräftig Ketchup im Sinne drastischer Darstellungen von "South Park" hinzu, auch etwas Sozialkritik an den selbstherrlichen Weißen Kitteln. Und fertig ist ein blut-schwarzer Satire-Krimi, der das regierungsgeplagte Filmland Österreich zu einem Urquell schrägen Humors macht.

Ex-Polizist Brenner (Josef Hader) will sich als Krankenwagenfahrer zur Ruhe setzen, gerät aber in einen Straßenkrieg zwischen den Kreuzrettern und dem Rettungsbund. Bei jedem Unfall quietschen die Reifen und mit den miesesten Tricks jagen sich die Rettungsfahrer die hilflose Kundschaft ab. Doch neben den Rüpeleien häufen sich auch die Morde in der Szene. Und obwohl Brenner von der Kriminologie nichts mehr wissen will, klärt der kauzige Typ die Sauerei zwischen zwei Flachmännern auf.

Nach dem gleichnamigen Kriminalroman von Wolf Haas gelang den Österreichern hier ein origineller Filmspaß. So verrückte Krankenkutscher hat man seit dem durchgeknallten Nicolas Cage in Scorseses "Bringing out the Dead" nicht mehr erlebt! Während Verfolgungsjagden und Zynismus äußerst modern wirken, erinnert der Erzählerton an Moritatendichtung. Der Titel lehnt sich übrigens an eine Zeile aus der Matthäuspassion an: "Komm, süßes Kreuz." Ein umwerfender Wortwitz zwischen lallender Lakonie und spitzzüngigen Sprüchen liefert sich ein Duell mit den frechen Szeneneinfällen. Selbstverständlich reden alle - bis auf die "Piefkes" - wienerisch, weshalb helfende Untertitel mit in die deutschen Kinos kommen. Das Team herunter gekommener Gestalten passt zur frustrierten Wien-Stimmung. Hauptdarsteller und Ko-Autor Josef Hader, kombiniert sein komödiantisches Talent mit mürrischer Fassade. Die Deutschen dürfen ihn bald erneut in der Drei-Mann-Nummer "Der Überfall" erleben. Hader stand als ausgezeichneter Kabarettist auf der Bühne bevor er 1993 selbst die Hauptrolle in der Harather-Verfilmung seines Erfolgsstücks "Indien" übernahm. So zeigt sich der österreichische Film trotz (oder wegen) der brutalen Kürzung aller Fördergelder mit einer breiten Spanne zwischen Seidls Schein-Dokumentationen bis zu Hanekes Kunstkino mit der "Klavierspielerin" sehr lebendig.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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