Kissing Jessica

USA 2001 (Kissing Jessica Stein) Regie Charles Herman-Wurmfeld Mit: Jennifer Westfelt, Heather Juergensen, Scott Cohen, Tovah Feldshuh 96 Min.

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In ihrem kleinen, sympathischen Film ergründen die Autorinnen und Hauptdarstellerinnen Jennifer Westfelt und Heather Juergensen die Schwierigkeiten sowie Vorteile eines lesbischen Beziehung.

Jennifer Westfeldt und Heather Juergensen waren noch intensiv mit ihrem Bühnenstück "Kissing Jessica Stein" beschäftigt, als sie beschlossen, daraus ihren eigenen Film zu machen und gleich die Hauptrolle zu übernehmen. Mit einem Etat von nur 980.000 Dollar realisierte der Kinoneuling Charles Herman-Wurmfeld "Kissing Jessica", eine liebenswerte und persönliche Geschichte über eine heterosexuelle Frau in New York, die eine gleichgeschlechtliche Liebe entdeckt. Jessica Stein (Westfeldt) arbeitet als Journalistin, während sie ihrer wahren Leidenschaft, der Malerei, nur nachts nachgeht. Allein stehend, vom Leben und davon frustriert, langweilige und grobe Männer zu treffen, antwortet Jessica mutig auf eine Frau-sucht-Frau-Kontaktanzeige, die Rilke zitiert. Sie stammt von Helen Cooper (Juergensen), einer taffen Galeristin, die allen Dingen des Lebens offen gegenüber steht - auch den sexuellen. Helen ist sofort begeistert von Jessica, fasziniert von ihrer Unschuld und ihrer leicht neurotischen Weltsicht. Die beiden beginnen heimlich eine Freundschaft mit der Aussicht auf Romantik. Während sich Jessica mehr und mehr verliebt, wird sie offener, verliert ihre Angst. Eine Veränderung die auch ihrem Chef auffällt, der nebenbei ein Ex von Jessica ist.

In sehr aufgeklärten Zeiten von "Sex in the City" fällt es schwer, Neues vom engeren zwischenmenschlichen Bereich zu berichten. So kommt auch "Kissing Jessica" nicht um manchmal ärgerliche Plattitüden herum. Vor allem wenn es um die Unterschiede zwischen hetero- und homosexuellen Beziehungen sowie die anderen Weisen, wie sich Männer und Frauen einander nähern, geht. "Kissing Jessica" ist aber gelungen, weil der Film sich hauptsächlich darum dreht, wie Liebe und Freundschaft in einer sexuellen Beziehung überleben. Die Dialoge gefallen mit einem Humor, der keine Angst hat, auch mal dunkel zu sein.

Jessica ist oft schüchtern und passt sich an, während die Figuren um sie herum gradlinig Gedanken und Gefühle äußern. Was Jessica zwingt, ihr altes Leben zu überdenken. Tovah Feldshuh tritt als Jessicas überschwänglich liebende, jüdische Mutter schrill und lebendig auf; sie bricht alte Klischees auf, um neue zu kreieren. Westfeldts Jessica strengt anfangs mit jämmerlicher Stimme und fehlender Lebensfreude an. Aber wenn sich für Helen öffnet, zeigt sie sich auch uns als faszinierender Charakter. Die Geschichte ist hervorragend erzählt, zieht das Publikum in eine reizvolle und glaubwürdige Welt, die nicht da aufhört, wo wir es erwarten ... Vor allem beim weiblichen Programmkino-Publikum wird der einfühlsame "Kissing Jessica" im begrenztem Umfang ankommen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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