Kebab Connection

BRD 2004 (Kebab Connection) Regie: Anno Saul mit Denis Moschitto, Nora Tschirner 94 Min.

Tarantino geht Döner essen - Jungregisseur Ibrahim mischt in dieser grandiosen Komödie die Hamburger Imbiss-Szene auf und muss gleichzeitig Windelwechseln lernen, um seine Liebe zu retten.

Für zwei Handvoll Döner ... und noch viel komischer klingt es, wenn der junge Deutsch-Türke Ibrahim, genannt Ibo (Denis Moschitto aus "Nichts bereuen"), den ersten deutschen Kung Fu-Film drehen will, bei dem sein Imbiss-Onkel der Sponsor ist. Auf dem Weg zum Oscar wird dummerweise Ibos deutsche Freundin Titzi (Nora Tschirner aus "Soloalbum" und MTV) schwanger. Eine Katastrophe findet Ibos Vater, der ihm schon im Kindergarten eingebläut hat, mit den deutschen Mädels nie ernst zu machen. Nach dem ersten Schrecken wagt Ibo den Härtetest, er leiht sich bei Bekannten Kinderwagen samt Inhalt aus und traut sich damit in sein Hamburger Viertel. Da er nicht mit dem uncoolen Untersatz gesehen werden will, rollt die fahrende Wiege meist mit Abstand vor dem Test-Vater. Erst gegen einen Pfahl und dann ganz fort.

Freundin Titzi lässt ihn nach diesem schreiend komischen Fehlversuch gleich stehen, weil so ein "Türke mit Kinderwagen" wirklich nur albern ist. Zu all dem Elend entbrennt auch noch ein Krieg im Schanzenviertel zwischen den kulinarischen Fronten von Griechen und Türken. Für die Karriere und den Traum vom Kung Fu-Film gibt Ibo seine Wurzeln auf. Er wird dem "King of Kebab" seines Onkels untreu und wendet sich dem Bouzouki zu - nicht ohne Mitwirkung der dortigen Kellnerin ...

Doch auch dieses herzzerreißende Liebesdrama endet mit einer fröhlichen Action-Einlage! Diese umwerfende Mutter aller Imbiss-Komödien ist überraschend frisch in der Inszenierung und trotzdem erwachsen im Thema. Das Buch von Fatih Akin ("Gegen die Wand", "Solino") und Ruth Thoma ("Solino") wurde vom TV- und Kino-Regisseur Anno Saul cool, witzig und ungemein originell zur besten deutschen Kung Fu-Romantik-Komödie aller Zeiten umgesetzt.

Wunderbar klischeehaft und herrlich unlogisch kombiniert "Kebeb Connection" augenzwinkernde Action-Spielereien und leicht tiefgängige Beziehungsdramen. Da gibt Bruce Lee in martialischer Umgebung Ratschläge in Sachen Vater werden, es wird blutig und "der krasseste Geruch der Welt" schlägt beim Windelwechsel-Splatter zu. Der Sohn des Griechen-Wirts ist Vegetarier und macht einen Falafelladen. Und wenn ein Kinderwagen schon mal losrast, dann ist auch die witzigste Hommage auf Eisensteins Treppenszene aus "Panzerkreuzer Potemkin" nicht weit. Als pikante Note spielt Sibel Kekilli, die Hauptdarstellerin aus "Gegen die Wand", jetzt eine Italienerin. Das wird einige Landsmänner noch mehr ärgern als die hochgespielte Pornokarriere. Scherze, Gags, Action-Parodie und Besinnliches wechseln im Minutentakt, die Zwischenzeit ist mit Lachen ausgefüllt. Ein herzhafter Spaß auch für Vegetarier!


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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