Katharina & Witt, Fiction & Reality
BRD 1997, Regie Mariola Brillowska, Charles Kissing, 100 Min.
Das Schärfste, was bislang von der Berlinale - und da selbstverständlich im Forum - zu sehen war! "Katharina & Witt" hat fast nichts mit Eisprinzessinen des nicht mehr real existierenden Sozialismus zu tun. Es ist ein Zeichentrickfilm und wenn Walt Disney so etwas gemacht hätte, hätte man ihn dafür in den USA gesteinigt.
Die Handlung beginnt wie ein Porno, mit Mühe läßt sich später das Detektivgenre erahnen. Wir zeichnen das Jahrzehnt nach "der Katastrophe". Die bildende Kunst ist tot, die Jugend verehrt nur noch DJ's und Sportler. Eine Galeristenmafia organisiert die letzte Kunstausstellung der Welt, die allerdings am Tag nach der Eröffnung komplett geraubt wird. Zwei Detektive, Katharina und Witt, sollen in die Szene und den Spuren folgen. Während Katharina sehr kunstbeleckt ist - von Michelangelo bis Beuys reicht die Liste ihrer "sexuell-sprirituellen Verbindungen zu verstorbenen Meistern" -, kam Witt nach einer orgiastischen Nacht gegen seinen Willen zu diesem Job.
Die schablonenhaften, leicht aufgeblasenen Strichfiguren des Kunstfilms wackeln häufig nackt durch die bunten Bilder. Dabei sind die Genitalien deutlicher zu erkennen als kaum vorhandene Gesichtsteile. Einige Wesen haben drei Münder, andere dafür nur eine Brust. Augen sind nicht. Signaturen durchziehen alle Bilder. Blicke "fliegen" sichtbar durch die meist grün-roten Szenarien. Eine besonders eklige Sequenz gilt dem "Schlachter des Jahres".
Die Geschichte macht sich auf witzige, derbe und absolut ungewöhnliche Art Gedanken um die Kunstwelt. Bekannte Größen bekommen ihre Fettecke weg. Und immer ist im Bild Platz für ein Nümerchen, zu zweit, alleine oder sonst wie. Regisseurin Mariola Brillowska - mit roten Haaren wie Heldin Katherina - hatte so eine Szene in einem frühen Kurzfilm, das setzte sich als interner Spaß fort und immer immer wenn den Zeichnern das Malen zu langweilig wurde, trieben sie Sex auf die Bilder. Unter den Erzählern ist die Stimmlage Max Goldts zu erlauschen, die einige Übung im akustischen Anschrägen sehr verdrehter Geschichten hat.
Mariola Brillowska zeichnete und schnitt hauptsächlich den langen Trickfilm. Charles Kissing entwickelte die extrem skurille Geschichte mit und besorgte den Ton. Fünf Jahre arbeiteten die beiden in Hamburg an ihrem Projekt. Sie verarbeiteten darin Erfahrungen mit Galeristen und Händlern, Professoren und Institutionen.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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