Kadosh

Israel/Fr 1999 (Kadosh) Regie Amos Gitai, 116 Min. FSK ab 12

Der bekannte israelische Regisseur Amos Gitai legt mit dem intimen und schockierenden Einblick das Privatleben orthodoxer Juden in Israel und darin eine furchtbare Unterdrückung der Frauen offen. Während der langen Vorbereitungen zum Morgengebet dankt Meir seinem Gott immer wieder, dass er nicht als Frau geboren wurde. Dabei ist er seit zehn Jahren mit Rivka verheiratet und liebt sie. Sein Rabbi drängt ihn allerdings zur Scheidung, weil "Rivka ihm keinen Sohn geboren hat". Denn "die einzige Rolle einer Tochter Israels ist es, neue Juden zu zeugen." Diesem religiöse Sexismus versucht Rivkas jüngere Schwester Malka zu entfliehen, doch eine Zwangsheirat bringt die aufgeklärte Frau in die Gewalt des linientreuen Gemeindemitgliedes Youssef.

Gitai gelingt gleichzeitig die genaue Schilderung eines erstarrt traditionalistischen Lebens und die Anklage von dessen Unmenschlichkeiten. Die alten Lebensformen erzeugen ein düsteres Gefängnis und entsprechend findet der bewegende Film fast durchgehend in engen Innenräumen statt. Der bigotte Hohn, dass eine Frau verstoßen wird, weil ihr Mann unfruchtbar ist, zeigt sich weltweit. Trotz des schreienden Unrechts frauenfeindlicher Gesetze, das erschüttert und wütend macht, ließ Gitai den Figuren eine Ambivalenz. Man glaubt Rivka wenn sie sagt, "Wir Frauen weinen sogar im Schlaf", aber auch die Männer leiden, was leider nicht zu Veränderungen führt.

Hoffentlich findet der Einblick in das Leben der nicht nur politischen Hardliner Israels die nötige Aufmerksamkeit in den Kinos.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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