Der Kuss des Bären

GB/Russland/Schweden/I/BRD/Span. 2002 (Bear's Kiss) Regie: Sergei Bodrov mit Rebecka Liljeberg, Joachim Król, Maurizio Donadoni 92 Min.

Mit dem grausamen Tod einer Bärenmutter beginnt eine mythische Geschichte, die sich quer durch Europa zieht. Der kleine Bär Micha landet irgendwann bei Zirkusartisten und wird von der jungen Lola ins Herz geschlossen. Sie ist Artistin des italienischen Zirkus Fortunato. Als Lola in ihrer Liebe zu dem Braunbären Micha entdeckt, dass dieser sich in manchen Nächten zu einem Menschen verwandelt, bekommt ihr Leben einen neuen Sinn.

Micha und Lola verbringen Tag und Nacht miteinander. Seine Körperwandel bleibt ihr Geheimnis. In den schönsten Zeiten können sie wie ein Paar nachts ausgehen. Micha könnte für immer ein Mensch bleiben, aber Lola will beides: Das Tier und den Mann. Beim Mann allein vermisst sie das Fell, die kalte Nase. Während einer gemeinsamen Nacht in Hamburg kommt die Bestie heraus und bringt einen Mann um, der Lola bedroht. Sie müssen fliehen, fahren nach Spanien, wo eine Künstlergemeinschaft Sicherheit verspricht. Doch bei allem Liebesglück bleibt Michas Wunsch nach Freiheit und der russischen Heimat ...

Was passiert, wenn ein schöner russischer Bär sich mit Europudding überfrisst? Ihm wird ziemlich übel und dem größten Teil des Publikums ergeht es auch ziemlich schlecht. Dieses mythische Märchen aus dem Zirkusmilieu inszenierte der hervorragende russische Regisseur Sergei Bodrov ("Gefangen im Kaukasus") mit einigen exzellenten Darstellern. Sein eigener Sohn, der vor einigen Monaten verstorbene Sergei Bodrov Jr., spielt den Bären, Joachim Król hat eine interessante Rolle als zwiespältiger Clown Groppo. Es gibt viele reizvolle Ideen und schillernde Figuren im "Kuss des Bären", doch die meisten von ihnen bleiben letztendlich einseitig, wie Freaks in einem schlechten Zirkus. Große Teile des Films sind mystisch und neblig, immer wieder soll die Zeitlupe Bewegendes betonen (dabei bremst sie doch gerade Bewegung). In der fantastischen Geschichte verbirgt sich eine großartige Idee, ein toller Stoff. Aber in dieser Ausführung funkt es nicht, der Film droht in Kitsch abzugleiten. Was sicherlich auch an dem internationalen Cast liegt, der in Englisch drehen mußte. Geld in diese wohl prinzipiell schöne Idee steckten unter anderem die FilmFörderung Hamburg und die Filmstiftung NRW. Doch das Leiden des Bären berührt kaum, wirkt unfreiwillig komisch statt wirklich tragisch. Dann geht einem auch das Gejaule der Filmmusik auf die Nerven. Trotz aller Verehrung für das Können von Sergei Bodrov, sollte man sich diesen Bären nur mit Vorsicht aufbinden lassen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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