Das kleine Buch der Liebe

Brasilien 1997 (Pequeno dicionario amoroso) Regie Sandra Werneck, 91 Min. FSK ab 12

Es ist die uralte Geschichte von Mann und Frau, originell präsentiert: Die Beziehung von Luisa und Gabriel wird alphabetisch erzählt: Von Amor bis Zerwürfnis. Interviews, Statistiken und anderes, was gegen jede Chance der Liebe spricht, unterbricht die chronologischen Episoden.

Die Fotografin Luisa lehrt den Biologen Gabriel auf dem Friedhof kennen. Eigentlich kein besonders gutes Omen, aber ganz lebendig startet ihre frische Beziehung. Erste Treffen nehmen noch das Handy zur Hilfe, obwohl sie sich schon ganz nahe sind. Weiter geht's im Alphabet: Über die Ex zum Feuer, dann folgt die Glückseligkeit, das selbstvergessene Lieben, das ungehemmte Knutschen mitten unter den Menschen. Aber es tauchen ganz schnell kleine Gemeinheiten auf. Sie nerven sich, die Vasektomie, die Gabriel nach der Zeugung zweier Söhne vornehmen ließ, stört die Kinderpläne Luisas aufs Schmerzlichste. So geht es weiter, bis beim Überdruss klar wird, dass der Höhepunkt längst Vergangenheit ist. Erst wird im Farbenspiel beim Anstreichen alles blau, dann klagen die Verheirateten nebeneinander, eine dicke Wand steht zwischen ihnen.

Zwischendurch erfahren wir von seinem Freund und ihrer Freundin, dass das Maß der Liebe beim Mann immer der kumulierten Spermamenge entspricht. Und: Ehe ist wie Alkohol - man bekommt Kopfschmerzen davon, Ýaber man trinkt trotzdem. Auch die Jagd-Metapher ist bei diesen Weisheiten sehr beliebt. Derart humorvoll erzählt, vollzieht sich der Zyklus einer Beziehung mit ernüchterndem Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Die kleinen Wahrheiten und sarkastischen Hypothesen der ältesten Geschichte der Welt werden mit warmen Bildern nett präsentiert. Im jazzigen Score klingen melancholische Töne mit.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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