John Q - Verzweifelte Wut

USA 2002 (John Q) Regie: Nick Cassavetes Mit: Denzel Washington, Robert Duvall, James Woods, Anne Heche, Ray Liotta 114 Min. FSK ab 12

John Q Archibald (Denzel Washington) ist braver Familienvater, treuer Stahlwerker, Kirchgänger am Sonntag und nachher größter Fan seines Sohnes auf dem Baseball-Platz. Trotzdem wird das Auto seiner Frau gepfändet und John braucht einen zweiten Job denn die Wirtschaftlage ist gespannt - Bush Jr. hält im Hintergrund seine Energiekrisen-Rede. Aber die Familie glücklich ... bis zum Zusammenbruch des Sohnes: Mickey braucht ein neues Herz, sonst kann er gerade mal noch vier Wochen leben. Doch damit er überhaupt auf die Transplantationsliste kommt, muss die Familie ein Drittel der 250.000 Dollar Operationskosten anzahlen. Jetzt denkt der gesetzlich versicherte deutsche Leser an die Krankenkasse und dass der arme Junge dank Zwei-Kassen-System vielleicht im Vierbett-Zimmer leiden muss. Doch dies ist Amerika: Johns Konzern hat die betriebliche Krankenkasse gewechselt - ohne die Arbeiter zu informieren. Harte Zeiten - an allen Ecken muss gespart werden! Die Sicherheit einer umfassenden Krankenversorgung - schon dies ein Glücksfall, den Hilfsarbeiter und kurzfristig Angestellte nicht genießen - ist dahin.

Das brutale, unmenschliche US-Gesundheitssystem personifiziert die knallharte, kalt blonde Krankenhausdirektorin (Anne Hache). Die zwangsläufige Verzweiflung der einfache Arbeiter John. Nach einer vergeblichen Odyssee durch das erniedrigende Sozialsystem greift John zur Waffe, schließt sich mit einigen Geiseln im Krankenhaus ein und verlangt die Operation seines Sohnes ...

Zwei Fakten: Dieser Film hat ein Anliegen - das ist klar, notwendig und löblich. Denzel Washington ist ein guter Schauspieler - da braucht man nur "Training Day", "Viel Lärm um Nichts" oder "Philadelphia" zu erwähnen. Doch wenn beim Verkauf aller Habseligkeiten für die Operationskosten eine flotte Montage mit Stevie Wonder-Song oberflächlich die Zeit bis zum Einsatz der Spannung verkürzt, kommen Zweifel auf. Und tatsächlich: Trotz einer sehr guten Besetzung - u.a. James Woods als reumütiger Arzt und Robert Duvall als ehrlicher Polizist - läuft die ganze Notoperation "John Q" furchtbar schief. Irgendwann kommt die gut gemeinte Sozial-Action bei der Naivität alter Politik-Filme wie "Mr.Smith goes to Washington" an. Nur etwas Action und Medienkritik lassen die Geschichte nicht ganz alt aussehen. Ganz schlimm wird es, wenn mit letzter Kraft noch etwas Rührung aus dem in der zweiten Hälfte sehr schwachen Film gequetscht werden soll: Das Melodram um einen Volkshelden ist da völlig unglaubwürdig und höchstens in einer Vorabendarztserie vorstellbar!


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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