Jersey Girl

USA 2004 Regie: Kevin Smith mit Ben Affleck, Liv Tyler, George Carlin 103 Min.

Noch ein Film mit Ben Affleck und Jennifer Lopez? Nein, zum Glück segnet J-Los Figur nach wenigen Minuten das Zeitliche und lässt Afflecks Ollie Trinke als allein erziehenden Vater zurück. Das bleibt dann lange die beste Gemeinheit von Autor und Regisseur Kevin Smith ("Chasing Amy", "Dogma"), den man kaum wiedererkennt in dieser rührenden Vater-Tochter-Komödie.

In seiner Trauer schiebt der frische Witwer Ollie Trinke (Affleck) das Kind an seinen grummeligen Vater ab. Doch eine grandiose Fehleinschätzung des kalten, arroganten Workaholic über die Musikkarriere von Will Smith zerstört seine Karriere und bringt ihn zurück die bescheidene Hütte des alkoholkranken Vaters. Hier, im provinziellen New Jersey, zieht er sieben Jahre lang die kleine Tochter Gertie (Raquel Castro) groß, arbeitet in der Kanalisation und träumt noch immer von seinem alten Glamour-Leben in New York. Dort ist er nach seinem starken Abgang eine Legende im Musikgeschäft. Eine uneinstellbare Legende allerdings. Doch gerade als Ollie sich mit der sehr kessen, netten Bibliothekarin Maya (Liv Tyler) anfreundet und Gertie eine Schulaufführung hat, erreicht ihn ein Angebot aus der großen Stadt ...

Dringende Warnung an alle Smith-Fans: Jay oder Silent Bob, die lakonischen Scherzkekse aus "Clerks", "Chasing Amy" oder "Dogma" sind in diesem Filmchen nirgendwo zu sehen. Für das Rührstückchen "Jersey Girl" hätte Kevin Smith seinen guten Namen niemals verkaufen dürfen. Auf die Tränendrüse drücken, können auch minder begabte Auftragsarbeiter. Welch ein Sturz vom frechen und gleichzeitig tief gefühlten Independent-Meisterwerk "Chasing Amy" zu diesem wenig originellen Familienfilmchen.

Erst als Gertie mit sieben Jahren sprechen kann, bekommen die Dialoge etwas von der Spritzigkeit alter Smith-Filme. Das Kennenlernen von Ollie und Maya während eines Interviews zur Masturbationsfrequenz hat auch seine Höhepunkte - samt folgender pragmatischer Lösung. Überhaupt wirkt Ben Affleck neben Liv Tyler so einfach sympathisch wie seit langem nicht mehr - eben wie seit "Chasing Amy".

Doch der einst so herrlich trockene Zyniker erspart uns nicht ein konventionelles Finale, in dem Ollie zwei fast gleichzeitige Verpflichtungen unter den Hut kriegen muss. Im Vergleich zu den hundert anderen Rührstücken dieses Themas ist es vielleicht mit etwas mehr Wahrheit angereichert. Immer noch bekommt der Kultregisseur eine Handvoll von Stars für Kurzauftritte (Matt Damon, Jason Lee, Jason Briggs) - und auch Will Smith für die beiden entscheidenden Momente im Leben Ollies. Wer genau hinhört, erkennt, dass (Will) Smith den Part von Silent Bob übernimmt, der immer von (Kevin) Smith gespielt wurde. Ob die wohl verwandt sind?

http://www.jerseygirl-movie.com/


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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