Japón

Mexiko, Spanien 2002 (Japón) Regie: Carlos Reygadas 122 Min. OmU

Ein kleines, einfaches Wunder: "Japón" gehört zu den wenigen, ganz eigenen Filmen, die mit einfachen Mitteln etwas erzeugen, was weit über sie hinausgeht und schwerlich in wenige Worte zu fassen ist.

Ein älterer Mann ohne Namen hinkt durch eine mexikanische Berglandschaft. Er war als Junge schon einmal hier, sucht einen Canyon, eine Schlucht, um sich dort herunter zu stürzen. Unter sakraler Musik fahren ihn saufende Jäger in ein Dorf, Unterkunft kann er in der hoch gelegenen Hütte der alten Ascuncion finden. Im Widerspruch zu den Plänen des Mannes zelebriert der Film ein Hohelied des Lebens: Der Fremde malt, ist nahe bei den spielenden Kindern, trinkt mit den Einheimischen, hört auf seinem Walkman erhebende Choräle - Erbarme dich mein Tod. Die beschwerlichen Wege des Gehbehinderten führen zu weiten Ausblicken auf eine farbenprächtige, intensive Landschaft.

Dann soll die Hütte Ascuncions von gierigen Nachbarn abgerissen werden. Der Mann schafft es nicht, sich zu erschießen, wie in Szenen von Tarkowski liegt er bei einem totem Pferd und dessen Gedärmen. Zwischen dem alten Mann und der noch viel älteren Frau entsteht eine intensive, irritierende Beziehung. Dem Abschied folgt dann ein Schock, der die Sinnsuche bei diesem rätselhaften, tiefen, aber vor allem sehr beeindruckenden Film noch schwieriger macht.

Das Dorf und seine Menschen zeigt "Japón" ungemein bodenständig, in den meisten Rollen sind Laien zu sehen. Dann wiederum steckt schon im Namen Ascuncion eine Himmelfahrt; religiöse Momente durchdringen die einfache Geschichte immer wieder. Lange Sequenzen mit der Handkamera verleihen der Geschichte eine enorme Direktheit, aber vor allem die Kompromisslosigkeit, mit der Reygadas Einfaches wie Unerhörtes gleichermaßen erzählt, macht "Japón" zu einem Erlebnis, dass niemanden unberührt lässt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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