illtown

USA 1996 (illtown) Regie Nick Gomez, 97 Min.

Nette junge Leute mit reizvoll ausgestatteten Wohnungen und dem Wunsch nach Kindern leiten einen Ring aus jugendlichen Drogendealern in Miami. In kühlen, klar konstruierten Bildern scheint es sehr alltäglich, daß "Cocain Kids" (so der Romantitel von Terry Williams) mit dem harten Stoff handeln. Erst ein Betrüger in den eigenen Reihe und der (ungewollte?) Tod von Pepe bringt das florierende Geschäft von Dante (Michael Rappaport kann sein Können richtig ins Bild setzen) und Mickey (Lili Taylor) in Unordnung. Zudem taucht mit ein alter Bekannter mit üblen Absichten aus dem Gefängnis auf, und ein reichlich bestochener Polizist wechselt die Fronten. Man ahnt ein Rätsel aus der Vergangenheit, das sich erst sehr spät entschlüsselt.

Während der Golfpartien mit dem sympathischen Freund und Helfer Cisco müssen nun unangenehme Entscheidungen getroffen werden. Mickeys kleiner, tauber Bruder vergrößert den Streß. Der Gegner heuert kleine Killer an, die im Vergleich zu den jungen Dealer wie seelenlose Zombies wirken. Die Gewalt eskaliert. Eine strenge Hierarchie aus Abhängigkeiten und festen Regeln, zeigt unter der Belastung, wieviel Gewalt sie in "guten Zeiten (ver-) birgt. Einmal mit Dante in die Hölle und Zurück. Oder blieben wir an der Pforte stehen und drehen uns orientierungslos im Drogenrausch?

Die Ästhetik setzt Nick Gomez' Vorgänger "Laws of Gravity" (1992) fort. Wären da nicht die rätselhaften Traumsequenzen, die unbeirrbar schwebende Stimmung des Films, würde er mit seiner Handlung einem ganz banalen Gangster-will-späte-Rache-Plot entsprechen. Aber wie schon in ??? agieren hier statt der Typen sehr komplexe Figuren. Eine Schwangerschaft macht die Dealer zu Menschen. Was ist von einer deutlichen Differenzierung zwischen guten und miesen Dealern zu halten? Man denkt, es ist gerecht, daß der mordende Rotzbengel eine Lehre erhält - nur ist es seine letzte! Und der nächste Junge übernimmt emotionslos seine Pistole.

Bilden die drohenden Worte des Orchideen züchtenden Drogenpaten die "Moral der Geschichte"? "Die Droge macht dich krank, aggressiv, und verletzt andere. Ein Rausch, der das Töten nebensächlich macht." Am Ende knallen sich zwei zugedröhnte Junkies ab und in der Stadt gibt es ein Verkehrsproblem. Wenigstens ist keine Spur von Glorifizierung zu entdecken, kein Styling des Tötens, kein spaßige Killer-Kult. "illtown" zeigt sich befremdlich nüchtern bis absurd.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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