Intimacy

Frankreich 2000 (Intimacy) Regie Patrice Chéreau, 119 Min.

Viel nackte Haut zeigt er. Doch die Verletzlichkeit von "Intimacy" liegt nicht an der ungeschützten Oberfläche, sie liegt in den Seelen seiner Figuren. Der bemerkenswerte Film des französischen Film- und Theaterregisseurs Patrice Chéreau gewann im Februar den Goldenen Bären der Filmfestspiele Berlins und erregte mit seiner offenen Körperlichkeit.

Eine schäbige Wohnung in London: Flüchtige Besuche und kurzer, schneller Sex. Ein ungelenker Abschied. So verlaufen die wöchentlichen, fast anonymen Treffen von Jay (Mark Rylance) und Claire (Kerry Fox). Irgendwann gibt ihm das Konzept "Nur Sex" zu wenig. Er folgt ihr durch die Stadt, landet bei der Aufführung einer Laientruppe, lernt zufällig ihren gutmütigen Ehemann Andy (Timothy Spall) kennen, der keine Ahnung von den Liebesabenteuern hat. Jay trifft auf eine Familie mit Kind, versucht aber weiterhin, Claire näher zu kommen. Näher als nur bis auf die Haut ...

Patrice Chéreau ("Die Bartholomäusnacht") kommt vom Theater, deshalb konzentriert sich seine Inszenierung auf die Schauspielführung. Hier, zwischen und in den Figuren, liegen die Spannungen. Sehnsucht und Suche nach Befreiung aus einer selbst gewählten Unabhängigkeit treibt den verzweifelten Jay an. Seine Erinnerung zeigen ein ausgeglichenes Familienleben in der jetzt vernachlässigten Wohnung. Eine Familie, die Jay verlassen hat.

Mark Rylance und Kerry Fox beeindrucken in ihren zentralen Rollen, Timothy Spall ("Lügen und Geheimnisse") zeigt als Ehemann wieder sein außerordentliches Können. Marianne Faithfull interessiert in einer wenig gelungenen Nebenrolle gar nicht. Nach einem Roman von Hanif Kureishi ("Mein wunderbarer Waschsalon") gelang Chéreau ein intensiver Schauspielfilm dessen körperliche Intimität vielleicht überrascht. Bewegend und berührend sind jedoch die nackten Vorgänge unter der Haut.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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