In the Bedroom

USA 2002 (In the Bedroom) Regie: Todd Field Buch: Rob Festinger, Todd Field Mit: Sissy Spacek, Tom Wilkinson, Marisa Tomei, Nick Stahl. 130 Min.

Es scheint ein alltägliche Familiengeschichte: Die neue Freundin (Marisa Tomei) des jungen Sohns Frank wird skeptisch beäugt, immerhin hat sie schon Kinder und noch einen Ehemann. Dieser, Richard (William Mapothor), erweist sich als unsicherer, verletzter Brutalo. Mit feinen Details um den sexuell sehr aktiven Vater Dr. Fowler und seinen Anzüglichkeiten, mit der anstehenden Berufswahl Franks, entwickelt sich eine gespannte Atmosphäre, in die der Tod des Sohnes Frank einschlägt.

Nun vereinzeln sich die Hinterbliebenen im kleinen Fischerort mit ihrer Trauer, die Verletzten distanzieren sich - von einander. Die Mutter Ruth (Sissy Spacek) ist verschlossen, interessiert sich kaum noch für ihren Chor. Der Vater Matt (Tom Wilkinson) überspielt den Schmerz, versucht weiter am Leben teilzunehmen. Die Justiz liefert kein Rache, da Richards reiche Eltern den besseren Anwalt und die Kaution bezahlen können. Es findet eine grausame Abrechnung unter den Eltern statt: Wer ist schuld?

So ein erwachsener Film, so wache Menschen hat man lange nicht mehr im Kino gesehen. "In the Bedroom" ist ein Segen, Balsam für die von Banalitäten der Medien gequälte Seele. Alle Figuren werden exzellent gespielt. Vor allem Tom Wilkinson tritt als Franks Vater mit einer Rolle, die ihm endlich passt, aus der zweiten Reihe hervor. Dazu kann sich Regisseur Todd Field geniale Ellipsen erlauben, weil er den Mut hat und die Kunst beherrscht, mit Bildern zu erzählen. Die von Ruth eingeübten bulgarisches Gesänge durchziehen wie Klagelieder den gesamten Film.

Bei diesem Thema muss man an den letzten Cannes-Sieger "Das Zimmer des Sohnes" von Nanni Moretti denken, doch die weitgehend unamerikanische Beschäftigung mit Trauer "In the Bedroom" baut im Vergleich zur italienischen Verarbeitung doch mehr auf Handlungen, veräußert die Gefühle deutlicher. Schade auch, dass ein überraschend pragmatisches Ende den bis dahin stimmigen Klang des Meisterwerks bricht. Trotzdem ist "In the Bedroom" im beherrschenden Schund-Umfeld mal wieder ein unbedingter Grund ins Kino zu gehen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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