In America

Irland/GB 2002 (In America) Regie Jim Sheridan mit Samantha Morton, Paddy Considine, Djimon Hounsou 105 Min. FSK ab 12

Die Filme von Jim Sheridan sprechen für sich: "Mein linker Fuß", "Im Namen des Vaters" oder "The Boxer" - mit viel Herz für seine (meist irischen) Menschen, hervorragend inszeniert, packend, bewegend, immer ein besonderes Erlebnis. Jetzt erzählt Sheridan eine sehr persönliche Geschichte, er schrieb das Drehbuch mit seinen Töchtern Kirsten und Naomi. "In America" ist eine ebenso traurig wie hoffnungsvoll und poetisch.

Eine irische Familie kommt in den USA an. Es ist wie ein anderer Planet, stellt die zehnjährige Christy fest, die uns ihre Geschichte mit erstaunlicher Weisheit und wunderbaren Träumereien erzählt. Mit viel Euphorie wird in New York eine Wohnung bezogen, in einem wilden Haus voller Drogen und Einwanderern aus der ganzen Welt. Johnny (Paddy Considine) sucht eine Rolle als Schauspieler, Sarah (Samantha Morton) arbeitet in einem Eissalon namens Heaven und kümmert sich um die beiden Töchter. Ohne Geld ist es ein hartes Leben, aber mit Spaß und Lebensfreude richten sie sich in dem taubenverseuchten Loft ein, mit gewaltiger und irisch verrückter Liebe wuchtet Johnny eine schwere Klimaanlage durch die Straßen eines glutheißen Sommers, stemmt sie dann viele Etagen hoch, um zu merken, dass sie den falschen Stecker hat. Das Auf und Ab des Lebens, die Gemeinheiten des Schicksals, die Heldenhaftigkeit mit der wunderbare Menschen ihnen begegnen, ist der Stoff von "In America".

Doch eine tiefe Traurigkeit durchmischt dies alles: Der Sohn und Bruder Frankie ist im Alter von zwei Jahren an einem Gehirntumor gestorben, nachdem er eine Treppe hinunter fiel. Seitdem kann Johnny nicht mehr Schauspielen, nicht mal den Kindern kann er Freude vormachen. Erst als die Töchter zu Halloween die Bekanntschaft des zurückgezogen lebenden Nigerianers Mateo (Djimon Hounsou) machen, kommt Bewegung ist die erstarrte Trauer ...

Jedes Erlebnis bei "In America" ist ein solches und keine "Szene" oder "Episode". Sheridans Film nimmt uns mit in das raue Viertel Hell's Kitchen, macht aus der drogenverseuchten Absteige ein "Magic House", zeigt unauffällig ein Sozialdrama und die Perspektive Christys mit vielen Szenen "ihrer" Videokamera. Der am Ende vielleicht zu rührende, aber wunderschöne Film entstand im Gedenken an Frankie Sheridan, den kleinen Bruder von Jim, der im Alter von zehn Jahren an einem Gehirntumor starb. Neben der bewegenden Geschichte beeindrucken die Frauen des Films, die Schwestern Sarah und Emma Bolger, die Christy und Ariel spielen, aber vor allem Samantha Morton. Schon in Woody Allens "Sweet and Lowdown" faszinierte sie als Sean Penns stumme Freundin und in "Minority Report" war sie eines der drei Orakel. Vielleicht startet Samantha Morton jetzt eine Karriere ähnlich der von Daniel Day-Lewis, dem Hauptdarsteller von "Mein linker Fuß", "Im Namen des Vaters" und "The Boxer".

http://www.in-america-derfilm.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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