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Im Zwielicht

USA 1998 (Twilight) Regie Robert Benton, 94 Min.

Der alte Harry erhält von seinem Freund Jack einen Auftrag, für den er angeblich keine Waffe braucht. Nur ein Paket soll abgegeben werden. Doch am Treffpunkt schießt ein tödlich verwundeter Mann um sich und der ehemalige Detektiv Harry hängt in einem dieser Fälle, die er aufklären muß, um der Wahrheit willen und um seinen Hals zu retten.

"Im Zwielicht" - ein moderner "film noir" um Detektive wie Marlowe, um eine trügerische, verdorbene Welt und den Kampf um ein kleinen Rest von Anstand. Die Form und Namen wie Raymond (Chandler) erinnern an den dunklen Glanz eines alten Hollywood-Genres. Wieder spielt die Schwarze Serie ihr altes Lied von Verrat, Täuschung und Betrug. Aber "Im Zwielicht" verläuft dies alles sehr familiär. Die Verbindungen zwischen den Menschen stehen im Vordergrund, das Schema des Genres tritt zurück.

Auftraggeber ist der totgeweihte Freund Jack Ames (Gene Hackman), in dunklem Hemd immer stilvoll in die luxuriöse Umgebung passend. Seine Frau Catherine (Susan Sarandon) verkörpert die kalte Verführung, für die gemordet und gelogen wird. Harry Ross (Paul Newman) paßt hier nicht rein - daß sagt schon ein geschmacklos rosafarbenes Shirt. Trotzdem haust er seit zwei Jahren, seit einem unglücklich verlaufenem Auftrag von Jack, in der Kellerwohnung der Familie. Teils Dienstbote, teils Vertrauter und - nicht zu übersehen - hoffnungsloser Verehrer der Hausherrin Catherine.

In dem so typischen, nachträglichen Bericht beim Polizeiverhör Harrys (>> Liar) erklingt die abgeklärte Haltung eines Mannes, der die Karrieren, den Alkohol und die tragischen Schicksalsschläge bereits hinter sich hat. Krankheiten und Gebrechen spielen bei den Figuren im Rentenalter (>> Jackie Brown) eine große Rolle, doch die Leidenschaften sind noch stärker als bei den Jungen. "Im Zwielicht" ist ein reifer Film mit Zeit für das Wesentliche, zum Beispiel für Freundschaften.

Mit besonderer Sorgfalt bauten Regisseur Benton und Kameramann Piotr Sobocinski ein Spiegelkabinett der Täuschungen, doppelten Böden und auch der allseitigen Kontrollen auf. Häufig wie selten sehen wir gespiegelte Figuren, die auf weitere Facetten hinweisen. Von seinem alten Freund Raymond Hope (James Garner) verabschiedet sich Harry in dessen Glashaus mit dem Hinweis, daß er über die spiegelnden Außenscheiben auch das sehen könne, was hinter seinem Rücken geschieht. Die Fassade der Freundschaft zerbricht an der unbedingten Moral des Ex-Cops und Ex-Detektives.

Auch sonst ist an diesem unauffälligen Meisterwerk alles edel und bestens: Die Kamera von Piotr Sobocinski (u.a. "Drei Farben: Rot", "Marvins Töchter" oder "Kopfgeld") hält Einstellung für Einstellung posterreife Bilder fest, charakterstarke Gebäude strukturieren die Szenenfolge, die Musik des Soundtrack-Klassikers Elmer Bernstein beschwört dunkle Vorahnungen, die Darstellerriege schafft mit kurzen, prägnanten Auftritten packende Figuren. So verdient die lächelnde Bösartigkeit in Catherines Abschiedssätzen einen Platz in der Filmgeschichte - ein schönes, erfolgreiches Monster. Der Regisseur und Autor Robert Benton hat ihn schon seit längerem: Er sammelte zwei Oscars für seine Drehbücher. Für "Kramer gegen Kramer" erhielt er zusätzlich den Regieoscar. Zuletzt inszenierte Benton - ebenfalls mit Paul Newman - die liebenswert ruhige und kluge Komödie "Nobody's Fool".


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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