Identität

USA 2003 (Identity) Regie James Mangold mit John Cusack, Ray Liotta, Amanda Peet 90 Min. FSK ab 16

Neuer Wein aus alten Schläuchen - oder Frisches Blut in alter Horrorformel: Ein Unwetter schließt zehn Personen in einem Motel ein, einer nach dem anderen wird ermordet. Was ist die "Identität" des Mörders? Endlich mal wieder eine faszinierende Frage!

Ein entschlossener Chauffeur (John Cusak) rollt mit einem zickigen Star im Fond und Sartres "Sein und das Nichts" im Handschuhfach heran. Eine schwer verletzte Frau wird herein getragen, ihr Junge steckt in einem Trauma, der Vater war schon immer Pedant. Eine Prostituierte (Amanda Peet) will ihrem alten Leben entfliehen. Auch den Macho-Cop (Ray Liotta) mit gefährlicher Ladung verschlägt es zur schmierigen Unterkunft mit dem verdächtigen Nachtportier. Insgesamt werden die klassischen zehn Personen versammelt, doch schon ihre Vorstellung mit flotten Rückblenden macht klar: Dies ist nicht die übliche Serienkost, wo am Ende nur die züchtige Jungfrau und der weiße, gut aussehende Junge überleben. Überhaupt ist dieser Film im Vergleich zu Teenie-Horror & Co. viel zu gut besetzt. "Identität" ist raffinierter, vielschichtiger sowie überraschender Psycho-Horror - und verdammt spannend.

Es gibt ein Geheimnis an diesem Ort oder in dieser Gruppe. Sind es die Indianer-Gräber, von denen die Touri-Prospekte erzählen? Oder geben die Zahlen an den Türen, die Geburtsdaten des Todeskandidaten einen Hinweis. Das Prinzip Morden nach Zahlen fordert immer mehr Opfer ohne dass eine Erklärung auftaucht. Ein besonders hinterhältiger Trick des Films ist, dass man immer weiß, was passiert ist, während es dauert, bis man die blutigen Folgen sehen darf/muss. Dazwischen gibt es starke Dialoge, wo sonst Leerlauf aus den Mündern sprudelt. Die Färbung ist schwarzer Humor auf sehr makabrem Niveau.

Den Rahmen bildet der Versuch eines Psychiaters (Alfred Molina), seinen mörderischen Patienten vor der Hinrichtung zu retten. Die Beziehung zu den Ereignissen im Motel bleibt lange und tief verborgen. (Und ganz nebenbei gibt es eine ziemlich brutale Stellungnahme auf die in den USA aktuelle Frage, ob ein geistig Behinderter zum Tode verurteilt werden kann.)

James Mangold ("Kate und Leopold") und Autor Michael Cooney gelang brillantes Thriller-Kino, das eine alte Genre-Ruine mit atemberaubenden, neuen Mordsideen belebt. Auch wenn das ganze im Rahmen des Horrorfilms daher kommt, zeigt sich am Ende, nichts ist so spannend, so verwinkelt und unübersichtlich wie die Identität eines Menschen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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