Ich hab doch nur meine Frau zerlegt

USA 2000 (Picking up the pieces) Regie Alfonso Arau, ca. 100 Min.

Diese Rolle ist ideal für Woody Allen: In New York fällt der Stadtneurotiker unter vielen Seinesgleichen kaum auf. Aber in Texas, als Metzger Tex, der aus Eifersucht seine wahrlich untreue Frau (Sharon Stone) zerlegt hat, da kommt sein Typ richtig zur Geltung. Beim Vergraben der Leichenteile im Nachbarstaat New Mexico kommt Tex eine Hand abhanden. Die blinde Frau, die darüber stolpert ist plötzlich wieder sehend und die weiteren Folgen einer ausufernden Heiligenverehrung sind kaum abzusehen.

Dass die Hand der toten Sünderin ausgerechnet den Stinkefinger zeigt und der von Abergläubigen überrannte Priester selbst keinerlei Glauben spürt, gehört zu den südamerikanisch skurillen Elementen dieser wilden Geschichte. Die Beinamputierten können wieder gehen, aber auch die Genitalien der zu kurz gekommenen wachsen wie die Brüste der Frauen auf ein absurdes Maß an. Die Reliquienkommission des Bischofs ist extreme Karikatur und zwischen all diesen Übertreibungen halten sich Fragmente echter Menschen und Geschichten nur noch so gerade. Der Priester und eine Huren finden ihre wahre Bestimmung. Der tragikomische Tex findet mit seinem treuen Hund einen eleganten Abgang.

Wenn einen dieses seltsame Treiben seltsam unberührt lässt, liegt das nicht an dem "anderen", dem mexikanisch angehauchten Humor oder den Gesten. Es ist der Film selbst, der scheinbar zwischen den Stühlen hängt. Die Stoßrichtung der Satire in den Bereich der Heiligverehrung ist überdeutlich, spätestens als die Sünderin unverändert unverschämt aus dem Himmel zurück kommt, um einen Deal mit ihrem Inhaftierten Mörder und Gatten abzuschließen. Die Geschäft vor dem Tempel laufen allerdings prächtig weiter und auch der schwarze Prophet mit E-Gitarre nimmt alles nicht so ernst. Nach den überaus gefühlvollen Liebes-Genuss "Bittersüße Schokolade" und dem Weinbauern-Kitsch "Dem Himmel so nah" konnte sich der mexikanische Regisseur Alfonso Arau mit dieser Satire scheinbar nicht anfreunden.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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