Ich bin meine eigene Frau

BRD 1992, Regie: Rosa von Praunheim, 90 Min.

"Ich bin meine eigene Frau" ist die zufriedene Quintessenz des Lebens der Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, Charlotte von Mahlsdorf. Rosa von Praunheim setzte diese Biographie in eine interessante filmische Form um.Charlotte von Mahlsdorf ist als Transvestit, der nationalsozialistische und ostdeutsche Repressionen durchleben mußte, eine Berliner Persönlichkeit. Mit lächelnder Selbstverständlichkeit erzählt Lothar/Charlotte wie ein brutaler Vater die Liebe zu Frauenkleider verprügelte und wie liebevoll tolerant die Mutter und eine homosexuelle Tante handelten. Charlottes Hinwendung zu Antiquitäten aus der Gründerzeit begleitet ihr Leben. Die konstanten Anfeindungen ihrer Sammlungen und Museen zeigen ein weiteres Bild verschiedener Staaten.

Nach der Ermordung des Vaters rettet das Jugendgefängnis und ein Wunder Charlotte in den letzten Tage des Krieges. Zwei lange, glückliche Beziehungen stehen danach den politisch schwierigen Zeiten entgegen. Doch Charlotte initiiert trotzdem eine Homosexuellen-Organisation in Ost-Berlin.In diesem Film, der so erst nach der Wiedervereinigung entstehen konnte, bespricht die wirkliche Charlotte mit den Darstellern ihrer verschiedenen Lebensphasen deren Rollen. Der Erzählton ist naiv und entspricht darin dem Charakter der Heldin. Praunheim spannt stringent einen historischen Bogen von Homosexuellen-Clubs in den Kadettenanstalten der Jahrhundertwende bis zu geheimen Schwulen-Treffs in der DDR und der rechtsradikale Zerschlagung eines Sommerfestes. Der homosexuelle Regisseur zeigt sich weniger verspielt als gewohnt und zeichnet das Bild eines beachtlichen Menschen, der sagt, die Natur habe ihm einen Streich gespielt, als sie ihn in einen Männerkörper steckte.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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