Ice Age

USA 2002 (Ice Age) Regie Chris Wedge ca. 90 Min.

Irgendwie frech, dass da ein Film mit seinem Trailer startet. Aber auch irgendwie das Beste, um sein Publikum in Stimmung zu bringen. Denn das verzweifelte Rennen und Flüchten eines vorzeitlichen Eichhörnchens begeisterte seit Monaten die Trailershow vor dem Film.

Jetzt geht es weiter mit einer großen Tiervölker-Wanderung, mit der Flucht einer gemischten Riesenherde vor der nächsten Eiszeit - "Ice Age" genannt im Herkunftsland dieser gezeichneten und digital animierten Tiergeschichte. Etwas verspätet kommen dann die eigentlichen Helden ins Bild: Das - endlich - ausgeschlafene Faultier Sid, von seiner Familie bewusst zurück gelassen. Bald wird sich heraus stellen wieso - der lispelnde Sid ist eine gnadenlose Quasselstrippe und eine noch schlimmere Nervensäge. Sids Opfer ist das einsame Mammut Manfred. Als sie allerdings gemeinsam ein Menschenbaby retten, wird aus den ungleichen Tieren ein seltsames Paar. Nachdem sich Ýdann noch der gefährliche Säbelzahntiger Carlos hinzu gesellt, erleben wir eine spannende Dreiecksgeschichte.

Sie spielt vor 20.000 Jahren, als der Treibhaus-Effekt noch Frost gefährdete Herzen erwärmen konnte. Doch als seelisches Frostschutzmittel ist dem rasanten Zeichentrickfilm eine klebrige Portion Familien-Kitsch beigemischt. Drei (Tier-) Männer und ein Baby - diese Geschichte haben schon viele gespielt, sogar John Wayne ließ in "Drei Spuren im Sand" 1948 sein Cowboy-Herz erweichen und wurde zum Babysitter. Im "Ice Age" wird die Angelegenheit etwas absurd, denn die großherzigen Retter lieben schließlich ihren größten natürlichen Feind, den Menschen, der sie gattungsgeschichtlich alle überleben wird.

Die Figuren und vor allem ihre Gesichter sind wie immer sehr menschlich. Wir und vor allem die Kinderlein lernen daraus sozialen Umgang mit ganz anderen Wesen und dass er in der Herde immer wichtig ist, sich gegenseitig zu helfen. Ab das heute noch was bringt?

Ganz stolz sind die Animateuere wohl auf ihre digitalen Haarspaltereien, denn sie zeigen besonders viel Fell bei den fröstelnden Eiszeitlern. Besonders gelungen sind ihnen - weil sie so aus der Reihe fallen - die Animationen von Höhlenzeichnung. Hier erweist der Zeichentrick seinen Ursprüngen Ehre und gewinnt gleichzeitig ein kräftiges Maß Rührung aus der ruhigen Szene.

Doch das Wichtigste im kalten "Ice Age" war, in Bewegung zu bleiben, so gibt es keine langen Pausen, stattdessen Action, Rennen und Flüchten. Und als gäbe es dabei noch nicht genug Komik, taucht auch immer wieder das Eichhörnchen aus dem Trailer auf - unentwegt seinem Wintervorrat hinterher rennend: Eine Art haariger Mr.Bean neben seinen Slapstick-Kollegen Stan und Olli. Zu den Höhepunkten der rasanten Albernheiten gehört, dass wir das tapfere Aussterben der letzten Dodos live miterleben dürfen. Es ist gemein, aber auch dem "Ice Age" droht dieses Schicksal, da die Animation stolz mit ihren modernen Möglichkeiten hausiert, die in ein paar Jahren albern wirken. Und dann bleibt nicht viel Substanz.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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