The Heart of the Warrior

El Corazón del guerrero

Spanien 2000. Produktion: Tornasol Films. Produzent: Gerardo Herrero. Regie: Daniel Monzón. Buch: Daniel Monzón. Kamera: Carles Gusi. Musik: Roque Baños. Schnitt: Iván Aledo. Darsteller: Ramón (Fernando Ramallo), Sonia (Neus Asensi), Beldar (Joel Joan), El Acólito (Javier Aller), Netheril (Santiago Segura), Adolfo del Pozo (Adriá Collado), Javi (Jaime Barnatán), Pilar (Montse Guallar), Victor (Juan Díaz), Raúl (Rubén Ochandiano). 110 Min. FSK: 16. Verleih: e-m-s.

Ein langhaariger, muskulöser Conan-Verschnitt kämpft sich durch unterirdische Gänge einer Fantasy-Welt, hin zu einer versteckten Kammer. Mit Hilfe seiner treuen Gefährtin Sonja gelangt der Held Belda in Besitz eines riesigen Edelsteins, lädt dadurch aber einen Fluch auf sich und erwacht als schlaksiger Teenager Ramón im heutigen Madrid. So weit, so konventionell: Wieder ein Teenager, der durch verrückte Träume seinen Alltag besser meistern kann und á la Disney das Beste aus sich rausholt? Der spanische Jugendfilm "The Heart of the Warrior" geht andere Wege. Das Weichei Ramón verliert sich auf den Hochhausdächern von Madrid im bekifften Rollenspiel mit Freunden. Raffiniert und mit Witz werden die Realitätsebenen verbunden, während die Grenzen für Ramón immer mehr verwischen. Gemäß den Anweisungen eines Magiers bekämpft Belda mit Pepsi-Dosen metallene, feuerspeiende Löwen. Wieder im Körper Ramóns muss er einen Verschwörer finden und töten, um den Fluch aufzuheben. Der Junge entdeckt im spanischen Parlament eine Gruppe Kuttenträger und begeht ein Attentat auf einen jungen Politiker, der wie eine Popgruppe von einem Medienkonzern aufgebaut wird. Während man anfangs Ramóns "verrückten" Wahn belächelt, zeigt sich im Hintergrund dieser politischen Marionette tatsächlich eine Verschwörergruppe. Auch für den Zuschauer ist nun nicht mehr klar, was real und was Traum ist. So kann man Ramóns Wunsch, die Gegenwart, diese "dreckigste aller Welten", zu verlassen, fast ernst nehmen. Überzeugt will er auch noch Sonja, die in Madrid eine Prostituierte ist, in die andere Welt retten. Am Ende erfüllt sich die Prophezeiung des konfusen Magiers, Ramón hatte Recht, steht aber trotzdem als der Narr da, der als einziger die Wahrheit erkennt.

Anfangs erschreckt die billige Mischung aus Indiana Jones und Conan in den Fantasy-Szenen von "The Heart of the Warrior", doch sobald die Zweifel auch beim Zuschauer angekommen sind, schafft es der spanische Jugendfilm, trotz der einfachen Machart, in das Rätsel einzubeziehen. Die Wechsel zwischen den Welten erinnern zeitweise - nicht nur durch einzelne Figuren und deren Kostümierung - sogar an Terry Gilliams "Time Bandits". So bietet die schauspielerisch nur akzeptable Arbeit nicht allein ein überraschendes und offenes Spiel mit unterschiedlichen Sichtweisen auf Realitäten. Nach dem Mord am populistischen Politiker Pim Fortuyn in den Niederlanden bietet sich das Filmchen auch noch als sehr aktuelle politische Parabel an.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch
Ein Service von
arena internet service
FILMtabs-Logo