House of Flying Daggers

Hongkong/China 2004 (Shimian maifu) Regie: Zhang Yimou mit Takeshi Kaneshiro, Andy Lau, Zhang Ziyi 120 Min. FSK ab 12

Ein Rausch an Farben! Atemberaubende Bewegung. Poesie und Akrobatik verschlungen wie ein Liebespaar. Und dann ein gewaltiges Melodram vor historischen Panoramen. In seinem zweiten großen Leinwandepos zieht Zhang Yimou ("Hero", "Rote Laterne") die Register seines Könnens und produziert grandioses Kino für den internationalen Markt.

Ein Staat im Zerfall, mutige Rebellen und im Blickpunkt aller eine blinde, wunderschöne Tänzerin. Die chinesische Tang-Dynastie ist während des 9. Jahrhunderts im Niedergang. Die Polizisten Leo (Andy Lau) und Jin (Takeshi Kaneshiro) suchen die Anführerin der Rebellen, die sich "House of Flying Daggers" nennen - das Haus der fliegenden Dolche. Die Tänzerin Mei (Zhang Ziyi) soll zu ihnen gehören, deshalb wird sie nach einer atemberaubenden Tanzeinlage festgenommen. Jin befreit sie und flieht mit ihr, immer von den Soldaten des Staates verfolgt. Die Liebe bricht grandios aus, wird aber gestört von mysteriösen Attacken eines unsichtbaren Gegners. Als Jin seine wahren Absichten gesteht, ist das erst der Anfang dramatischer Verwicklungen aus Liebe, Eifersucht, Verrat und Hass.

Schon der Auftakt ist eine Sensation: In einem ebenso akrobatischen wie ästhetischen Auftritt, verdreht Mei die Köpfe aller Zuschauer. Ihr Tanz hat tödliche Präzision, eine Shownummer des asiatischen Kinos, die ihresgleichen sucht. Und auch nur einige Szene später findet. Immer begeistert Zhang Yimou in seinem Staatsdrama, das zur Liebestragödie wird, mit unfassbaren Szenen. Das ist längst kein Action- oder Martial Arts-Kino mehr, das ist eine eigene, reiche Welt, in der sich Augen und Ohren lustvoll ergehen können. Dabei fliegen nicht nur Dolche, auch Pfeile oder Kugeln - solange es sich beeindruckend ins Bild bringen lässt.

Nachdem "Hero" eindrucksvolle, aber auch bedenklich staatstragende Filmkunst lieferte, kehrt Yimou nun mit großem (finanziellen) Einsatz auch zu seinen kleineren, emotional stärkeren Werken zurück. Gleichzeitig bedient er exzellent den Trend des großen asiatischen Historien-Dramas.

Zu den Standards gehören nicht erst sei "Tiger & Dragon" schwerelose Kämpfe in Bambus-Wäldern. Mag Ang Lee die Krone des poetischen Gefühlskampfes gebühren, Meister der Farben bleibt Yimou ("Gelbes Land", "Rotes Kornfeld", das Färberinnen-Drama "Judou", "Rote Laterne"): Sein wunderbares Grün der Rebellen im Bambuswald berauscht die Sinne, man meint, in diese Farbfluten tauchen zu können. Im gewaltigen, emotional grausam ausgefochtenen Finale verfärbt sich die gesamte Natur vor Mitgefühl zu der dramatischen Liebe bis zum eisigen Frost, in dem eine Blutspur versiegt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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