Hostage - Entführt

USA 2005 (Hostage) Regie: Florent Emilio Siri mit Bruce Willis, Kevin Pollak, Jonathan Tucker 113 Min. FSK ab 16

Bruce Willis holte den französischen Regisseur Florent Emilio Siri selbst nach Hollywood und produzierte sich in diesem exzellenten, packenden Thriller so facettenreich wie lange nicht mehr.

Etwas selbstverliebt verhandelt der Polizei-Spezialist Jeff Talley (Willis) mit einem Geiselnehmer. Der erfolgreiche "Negotiator" glaubt, alles unter Kontrolle zu haben. Er täuscht sich böse und kann seitdem nicht mehr das Blut von seinen Händen waschen. Talley zieht weg vom Moloch L.A., gibt den Dorfpolizisten in der Hoffnung, sich so vor dem Verbrechen verstecken zu können. Doch drei aggressive Jugendliche brechen hirnlos in eine Villa ein, die sich als Hochsicherheitstrakt des Geldes, des schmutzigen Geldes erweist. Sie schlagen einen kriminellen Buchhalter nieder und nehmen seine Kinder als Geiseln. Jetzt will nicht nur die Polizei in das Haus, auch die Hintermänner des Buchhalters haben ihre Finger im Spiel. Die Situation eskaliert explosionsartig.

Vom Vorspann an inszeniert Regisseur Florent Emilio Siri die originelle Geschichte nach einer Buchvorlage von Robert Crais ungemein spannend in Setting, Musik, Personen- und Kameraführung. Die doppelte Geiselnahme - eine idiotische und eine hochdiffizile - erzeugt die äußerst vertrackte Situation für Jeff Talley. Der Film gönnt sich fast eine Stunde zum Aufbau dieses Dilemmas und entlässt einen dabei nicht eine Minute aus dem Geiselgriff der Spannung.

Bruce Willis zeigt dabei, was er kann, wenn man ihn schauspielen lässt. Mit grimmiger Lust steigt er einerseits wieder in seinen alten Action-Job ein. Es ist das "Stirb langsam"-Gefühl mit Bruce ganz unten und der Gewissheit, dass er es trotzdem schaffen wird. Aber Talley ist in anderen Szenen ebenso der traumatisierte Familienvater mit eindrucksvollen Emotionen. Alle, sowohl die drei Geiselnehmer mit dem Psychopathen, dem Großmaul und dem kleinen Bruder als auch die Gefangenen, haben eigene Persönlichkeiten. Nur schade, dass es im Finale reichlich brutal wird, beziehungsweise die Begegnung von Todesengel und Jungfrau zum Überkitsch geriet. Alle die überleben, werden wohl den Rest ihres Lebens psychiatrische Behandlung brauchen. Aber umso etwas kümmert sich ein Film nicht mehr ...


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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