Hip Hop Hood

USA 1995 (Don't be a menace to South Central while Drinking your juice in the hood) Regie Paris Barclay, 88 Min.

"Einer von zehn schwarzen Jugendlichen unter 21 wird gezwungen, sich im Kino einen Film über das Aufwachsen im Ghetto anzusehen."

Die oberflächliche Parodie der neuen Ghetto- und Hip Hop-Filme macht sich einen Spaß aus dem Zitieren und Veralbern der Vorlagen. Ashtray zieht bei seinem Vater ein, der die Familie früh verließ. Das dies im Viertel ("Hood") alle schwarzen Väter tun, brauchen die Söhne ja irgendwann eine männliche Identifikationsfigur. Die Mutter sagt "Tschüß", denn es gibt in diesen Filmen auch keine positive weibliche Figur. Nun sind die Väter dort immer sehr jung, daß aber Ashtray älter als sein Erzeuger daher kommt und sich sehr gut an die Kinderjahre des Vaters erinnert, bedeutet dann Parodie hoch drei. In diesem Stil geht es albern weiter. Alle kiffen wie blöd. Die Hosen rutschen den Grunge-Jungens tief unter die Kniekehlen. Handies und Beeper stellen ihre Sinnlosigkeit bloß. Das Polizeirevier spielt "Rodneys Ride" (in Erinnerung an den von Polizisten zusammengeschlagenen Afro-Amerikaner Rodney King). Im Knast predigt ein Farakhan-Verschnitt.

Es drängt sich bei "Hip Hop Hood" das generelle Problem mit der Hip Hop-Kultur verstärkt auf: Der Rhythmus fährt vielleicht noch in europäische Beine, die starke Aggressivität ist universell verständlich; doch Texte und Themen der Rapper, der Hip Hopper, der Sprayer oder der DJs sind kaum übertragbar. Wie soll das erst mit den kommerzialisierten Auswüchsen des Hip Hop und der Sozialdramen schwarzer Hood-Bewohner gelingen? So bietet sich der Zugang zum - eigentlich nicht besonders anspruchsvollen - Humor von "Hip Hop Hood" nur über die parodierten Filme. Wer die Originale erkennt, kann darüber lachen, wie Ashtray und sein grimassierender Kumpel Loc Dog die typischen Stationen des Ghettoslebens in South Central Los Angeles abhaken.

Von der bekannten Kamerafahrt Spike Lees zur Filmeröffnung über den Wunsch des Helden, das Viertel zu verlassen, bis zum tragischen Finale, in dem ein unschuldiges Kind auf seinem Dreirad in der Schießerei unter die Räder kommt - viele Klischees aus den Hood-Filmen werden zu Recht auf's Korn genommen. Einige Textzeilen und Szenen wurden fast identisch ins Drehbuch übernommen. Die bekannten moralischen Lehrsätze kündigt ein Postbote spöttisch mit "BOTSCHAFT!!!" an. Dabei ist "Hip Hop Hood" respekt- bis geschmacklos. Einer der waffenstrotzenden "Gangstas" heißt Toothpic (Zahnstocher) und verweist auf den mittlerweile ermordeten Gangsta-Rapper 2Pac Shahur, der bald in seinem letzten Schauspielerauftritt "Gridlock'd" zu sehen sein wird.

Günter H. Jekubzik


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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