Heiraten für Fortgeschrittene

GB 2001 (Crush) Regie: John McKay Mit: Andie MacDowell, Imelda Staunton, Anna Chancellor 112 Min. FSK ab 12

3 Frauen, ein Todesfall und keine Hochzeit

Am Ende jeder Woche treffen sie sich, um den Preis für die "Traurigste der Woche" zu vergeben. Kate, Janine und Molly teilen den Frust über die Männer, die sie haben könnten, und die Sehnsucht nach denen, die sie sich gerne backen würden. Im Zentrum des - für die Zuschauerinnen - spaßigen Leids steht die Schulvorsteherin Kate (Andie MacDowell), eine heimliche Raucherin und als eingewanderte Amerikanerin auch sonst hyperkorrekte und nur heimlich Leidenschaftliche. Die Polizeiinspektorin Molly (Anna Chancellor) hat vor allem mit ihrem Sohn zu tun, als Untergebener und als Untermieter. Die Ärztin Janine (Imelda Staunton) sucht den Luxus im gut aussehenden, gebildeten, gesunden Mann und vielleicht noch etwas mehr.

Drei Fourtysomethings auf der Suche nach dem Richtigen, aber guter Sex tut es auch erstmal - das klingt nach "Sex in the City" und macht mit originellem Musikeinsatz, witzigen Schnitten und einem netten Soundtrack zu erst mal auch viel Spaß. Doch in den zu langen zwei Stunden Film wird "Sex in the City" zum melodramatischen "Heulen auf dem Lande".

Die große Frage ist, ob man/frau Andie MacDowell den leidenden Single abnimmt? Sie sieht wirklich traurig aus und spielt ihre zentrale Rolle sehr glaubhaft. Trotzdem erinnert das Ganze auch an "Tiefe der Sehnsucht", den Versuch Demi Moores, mal was richtig Anspruchsvolles zu machen. Der anfangs verschlossenen Schulleiterin gibt MacDowell viele Facetten. Richtig entrüstet und pikiert kann ihr Blick sein, dann natürlich gerührt wie ein kleines Mädchen. Und irgendwann träumt die strenge Direktorin auf einem Sonnenstrahl hinweg, gibt der ganzen Schule frei.

Kate erlebt mit ihrem ehemaligen Schüler Jet (Kenny Doughty) einen Quickie auf dem Friedhof - während eines Begräbnisses selbstverständlich, um den rundherum herrschenden britischen Anstand so richtig herauszufordern. Der junge Organist (running gag: Nice organ) bietet eine Mischung aus Nick Cave und Brad Pitt, bringt mit seinem Spiel jeden zum Weinen und die Freundinnen zu rasender Eifersucht.

Seine reizende Rezeptur der Emotionen war den Filmemachern vielleicht zu präsent. Das könnte erklären, wieso bei vielen schönen, bewegenden Momenten, netten Ideen, einigem Spaß, Romantik und einem akzeptabel begrenzten Satz an Themen die ganze Geschichte doch nicht so richtig packt. Letztlich sind die beiden Freundinnen von Kate/MacDowell nur bessere Stichwortgeberinnen. Hier hätte etwas schauspielerische Substanz dem Film gut getan. Dann gibt es noch die übertriebene und nur mit viel gutem Willen nachvollziehbare Verschwesterungsszene. Und zu diesem Zeitpunkt war die "Hochzeit" längst zu lang, aber manchmal dauert es halt länger bis alles wieder gut, also zum Feel Good-Movie wird.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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