Head On

Australien 1998 (Head On) Regie Ana Kokkinos, 104 Min.

Ari (Alex Dimitriadis) flieht von der Hochzeit. Wie treffend, denn der mit seiner Familie nach Australien ausgewanderte Grieche wird in den nächsten 24 Stunden einen endgültigen Schnitt mit den Konventionen machen. Er wird sich von den Traditionen und den Tarnungen trennen, sein Coming Out haben.

Wie im Rausch taucht Ari ein in ein Milieu aus Spielern, Dealern, Fixern und Strichern. Dazwischen Erinnerungen an den Vater, einen engagierten, griechischen Antifaschisten. Dem grellen, bunten, schnellen Leben in der australischen Stadt steht dessen graue Welt entgegen. Das Haus ist wie ein Gefängnis, die Toleranz beschränkt sich nur auf ein Gebiet, die Politik oder die Religion, und schließt den eigenen Sohn nicht unbedingt mit in die Freiheiten ein.

Der australischen Regisseurin (mit vermutlich griechischen Wurzeln) Ana Kokkinos gelang nach dem Roman "Loaded" von Christos Tsiolkas ein außerordentlich lebendiger, schneller, aggressiver und moderner Film. Es ist absolut faszinierend, wie Kamera und Schnitt, Musik und Ton die Gefühle der Menschen rüberbringen. Ohne lange Erklärung fühlt man dieses Grieche-Sein in der Fremde, dieses Homo-Sein unter Heteros. Das rasante Spiel zwischen den Geschlechtern, zwischen den vielen unterschiedlichen Einwanderern ist symptomatisch für unsere Zeit der raschen Wandel und der offenen (Identitäts-) Grenzen.

Heftige Sexszenen und die Zweisprachigkeit des Figuren (Untertitel!) werden wohl eine weite Verbreitung dieses tollen Films verhindern. Er ist wegen seines Themas zum Nischenfilm verurteilt. Pech für die, denen in der Nische außerhalb der Nische so ein exzellenter, packender und moderner Film entgeht.

http://www.palace.net.au/headon.htm


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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