Harry meint es gut mit dir

Fr 2000 (Harry, un ami qui vous veut du bien) Regie Dominik Moll, 117 Min.

Mitten im Terror einer Ferienfahrt mit drei Kindern im Auto taucht er auf: Der immer lächelnde Harry Balesterro (Sergi Lopez). Er sei ein alter Schulfreund von Michel (Laurent Lucas), ob dieser sich denn nicht erinnere? Seine Eltern seien verstorben, jetzt genieße er das Erbe und sei stolz darauf, für jedes Problem eine Lösung zu finden. So werden die quengelnden Kinder in Harrys klimatisierten Benz umgeladen und gemeinsam geht es zum bescheidenen Ferienhaus von Michel und Claire (Mathilde Seigner), das allerdings einer problembeladenen Dauerbaustelle gleicht. Das Ehepaar ist gefangen in den Sorgen des Alltags, in einer Sackgasse des Lebens. Da kommt der souveräne, lässige Supertyp Harry gerade recht, auch wenn er mit der Zeit etwas aufdringlich erscheint.

Diese komische, leicht skurrile Begegnung eines sonderbaren Menschen mit der gestressten Familie wird zum Psycho(pathen)-Thriller, bei dem die zwei Gesichter des Harry herauskommen. Das lächelnde und das erschreckend gefährliche. (Sergi Lopez hat einen großartigen Auftritt als bedrohlich schillernde Figur.) Harry weiß erstaunlich viel von Michels frühen schriftstellerischen Versuchen und drängt den Lehrer, das Schreiben wieder aufzunehmen. Die Streicher des Wahnsinns geben musikalisch schon früh Hinweise auf künftiges Grauen durch eine mörderische Muse und machen die emotionale Stresssituation spürbar.

Selten passte das Psycho besser zum Thriller. Man leidet anfangs mit den Eltern mit, atmet bei den Hilfen Harrys auf und erschauert bei den späteren, sehr spannenden Entdeckungen. Aus dem ganz alltäglichen Leben erwächst ein glaubwürdiger und vor allem packender Thriller bei dem es nicht mehr nur um das richtige Leben, sondern nur noch ums Überleben geht.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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