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Hamlet

GB/USA 1996 (Hamlet) Regie und Buch Kenneth Branagh, 242 Min.

Dreh'n oder nicht Dreh'n - das war für Kenneth Branagh in Bezug auf "Hamlet" nie eine Frage. Der Star britischer Shakespearebühnen hat sich mit seinen Verfilmungen längst international einen Namen gemacht und mußte - um mit dem anderen großen Shakespeare-Schauspieler Lawrence Olivier mitzuhalten - irgendwann den "Hamlet" verfilmen.

Und Branagh ließ sich für sein vierstündiges Opus nicht lumpen! Mit enormem Aufwand an Mensch und Material legte er einen monumentalen "Hamlet" hin. Eine exzellente Kamera umkreist in eindrucksvollen Räumen - nur Schauspieler. Denn trotz aller Prominenz entfacht "Hamlet" in der Wirkung kaum ein laues Lüftchen. Branagh interpretiert den Wahnsinn Ophelias und die Katastrophe in Schloß Helsingör als Folge einer versagten Liebe. Im Gegensatz zu vielen Bühnenversionen bleibt die heranziehende Truppe des norwegischen Prinzen Fortinbras regelmäßig im Bild. Komödiantische Gastauftritte von Jack Lemmon als Marcellus, Billy Crystal als Totengräber und Robin Williams als Osrick bringen zwar Spaß, aber das innere Drama nicht weiter.

Obwohl die Handlung - bis auf Zwischenschnitte bei Träumen und Nacherzählungen - konventionell abläuft (sicher im Vergleich zu etwa "Rosenkranz und Güldenstern"), bietet die Inszenierung Branaghs in Kamera, Kulisse, Kostüm und Bildgestaltung Erstklassiges. Doch die Leistung der Darsteller ist umstritten: Kate Winslet bleibt blässer als es Ophelia ansteht. Erst als sie der Wahnsinn packt, kommt Beklemmung auf. Branagh selbst ist zu sehr mit der Selbstinszenierung beschäftigt, um an seine Leistungen aus "Henry" oder "Viel Lärm um nichts" ranzukommen. Ein selbstverliebter Monolog als pathetischer Paukenschlag vor der Pause fällt besonders peinlich auf. Das auf dänisch-blond gefärbte Haar wirkt irritierend alt-grau oder punkig. Auch die blauen Kontaktlinsen stören den Blick. Trotzdem verläuft Branaghs "Hamlet" kurzweilig - im Gegensatz zum völlig verunglückten Vorgängern.

Der Film wurde bei der Premiere in Cannes von 2000 Zuschauern gefeiert. Die wenigen Kopien erreichten in den deutschen Großstädten beachtliche Erfolge, im Schnitt hielten sie sogar mit den amerikanischen Blockbustern mit.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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