Halbe Treppe

BRD 2001 (Halbe Treppe) Regie Andreas Dresen Mit: Steffi Kühnert, Gabriela Maria Schmeide, Axel Prahl, Thorsten Merten 111 Min.

Mit dem Silbernen Bären wurde im Februar bei der Berlinale "Halbe Treppe" von Andreas Dresen, die lebensnah inszenierte Alltagsgeschichte eines Seitensprungs in Frankfurt/Oder prämiert. Abseits vom Dogma-Trend mit Handkamera und Videobildern kann Dresen durch eine alltagsnahe Geschichte und intensives Schauspiel überzeugen.

Ein fröhlicher Radiomoderator weckt zum neuen, tristen Tag in Frankfurt/Oder: Zwei befreundete Paare schleppen sich wieder durch ihren Alltag, kleine Beleidigungen und Desinteresse haben die Liebe ersetzt. Wenn sie inmitten von Plattenbauten ihren Wellensittich jagen, ist das auf sehr traurige Weise absurd. Mit einem Seitensprung bricht der rücksichtslose Radiomann Chris (Thorsten Merten) das Gefüge auf. Er weckt in der frustrierten Verkäuferin Ellen (Steffi Kühnert) alte Träume davon, dass das Leben für sie mehr bereit halten könnte. Nachdem die Untreuen und einer umwerfend komischen Szene in der Badewanne erwischt werden, betreibt Ellens bequem zufriedener Ehemann Uwe (Axel Prahl) seine Imbissbude "Halbe Treppe" grimmig weiter und kümmert sich noch chaotisch um die beiden Kinder. Es kommt zu albernen Aussprachen, weil nur Chris weiß, was er will, doch auch für ihn geht die Sache nur glimpflich aus. Der Wellensittich ist wieder im Käfig, aber die Frau ist weg.

"Halbe Treppe" ist das, was die Hälfte des Lebens bei Dante war. In welchem Kreis der Hölle jetzt Frankfurt anzusiedeln sei, interessiert nicht, die Menschen bereiten sich auch heute ihre Hölle noch selbst. Regisseur Dresen beobachtet diesen Alltagsprozess sehr genau, den britischen Genrebegriff dafür, kann man für ihn mit "Spülsteinrealismus" übersetzen. Mit viel Spontaneität und knappster Ausstattung reiste das Team nach Frankfurt, entwickelte gemeinsam die Figuren und drehte digital ohne großen Aufwand. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, packt, deprimiert und amüsiert gleichzeitig. Ein gutes Stück Kino aus Deutschland, ein ehrliches Stück Deutschland im Kino.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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