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Härtetest
BRD 1997 (Härtetest) Regie Janek Rieke, 80 Min.
"Nicht feige, nur schmerzempfindlich!"
Eine Überraschungsparty mit nicht geplanter Überraschung für den überraschten Überraschenden: Jonas (Janek Rieke) muß bei der heimlich geplanten Fete für seine Freundin Tanja miterleben, wie diese sich mit einem anderen Liebhaber vergnügt. Nach der Peinlichkeit - in jedem Winkel der Wohnung steckte ein Überraschungsgast - folgt der Rauswurf durch Tanja: Jonas ist ab jetzt solo und noch jämmerlicher.
Der überängstliche HSV-Fan Jonas wohnt mit 26 Jahren noch bei seinen Eltern. Als er die Wahl hat, eine neue Freundin zu finden oder zu joggen, sieht man ihn schwupps auf der Trimming-Piste. "Bist du Mann oder Maus," fragt der Macho-Freund Thilo (Sebastian Münster) ihn immer wieder. Der ruhigere, einfühlsamere Robert (Florian Lukas) spart auch nicht mit Tips, aber es klappt nichts. Bis Thilos Protzschlitten auf dem Radweg von der militanten Radfahrerin Lena (Lisa Martinek) demoliert wird. Jonas ist hoffnungslos verliebt und auch Lena würde gerne ... hätte sie sich nicht geschworen, nie wieder auf "Weicheier" reinzufallen. Nun ist aber gerade Jonas ein Musterexemplar dieser Mimosengattung. Während Lena die Konfrontation selbst mit einer ganzen Gruppe von Skinheads sucht, findet Jonas sein Heil in der Flucht. Dazu ist Lena engagierte Ökologin, während Jonas' Vater nicht immer ganz sicher mit Öltankern hantiert. Die Liebe zwingt den Feigling nun zu einer Reihe von albernen und wahren Mutproben ....
Dieser humorige Härtetest wurde in Hamburg abseits der üblichen Vertriebswege zum Überraschungserfolg. Jan Riekes erster ganz langer Film liefert reichlich Episödchen um einen seltsamen Typen. Es wimmelt vor witzigen Ideen, vor allem der eifersüchtige WG-Mitbewohner Max verhindert mit originellen Störungen die Zweisamkeit von Jonas und Lena. Die Geschichte erzählt sich treffend über das Off der Nouvelle Vague und einige Fotos. Sie ist mit einfachen Mitteln originell präsentiert und flott geschnitten, es fehlt ihr nur an Substanz. Denn auf Dauer sind derart beschränkte kindliche Beziehungsvorstellungen nicht wirklich komisch.
Wie schon in Riekes Kurzfilm "Jenseits von Schweden" hat der Held große Probleme mit dem anderen Geschlecht. Auch der Rest soll ziemlich autobiographisch sein: Immerhin spielt Jan seine eigene Hauptrolle und auch Lisa Martinek (Lena) war tatsächlich die Partnerin des Regisseurs (und etwas zu alt für diese Rolle). Nur WGs scheint der Junge nicht zu kennen: Auf diesem Boden wirkt der Film dumm stereotyp. Am Ende enttäuscht dann ein völlig unpassendes, banalisierendes Heldenfinale. Wie in einem schlechten Film aus Hollywood, der dann allerdings insgesamt wohl flotter erzählt wäre. Obwohl dann nicht Rudi Völler als Lichtgestalt aufgetreten wäre!
Auch ansonsten fehlte es nicht an prominenter Unterstützung: Florian Ballhaus stand hinter der Kamera - so ähnlich er schon seinem Vater sieht, so gleicht auch der bewegte Stil seiner Kameraarbeit dem großen Meister der Fahrten und des Kreiselns. Hark Bohm versucht als Therapeut Jan/Jonas die Angst zu nehmen.
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