The Gingerbread Man

USA 1997 (The Gingerbread Man) Regie Robert Altman, 115 Min.

Die beste Grisham-Verfilmung und gleichzeitig ein ungemein spannender Robert Altman-Thriller: Mit "The Gingerbread Man" zeigte der Altmeister Altman, daß ihm nicht nur komplexe Kunstwerke wie zu letzt "The Player", "Short Cuts", "Mrs. Parker ..." oder "Pret-a-porter" gelingen. Auch ein gradliniges, hauptsächlich auf Tempo und Spannung ausgerichtetes Filmrätsel gewinnt unter Altmans Regie ganz besonderen Reiz. Kenneth Branagh spielt Rick Magruder, einen sehr erfolgreichen, aber immer noch bescheidenen und ganz sympathischen Anwalt, dessen Einsamkeit ihn in die Arme der jungen Kellnerin Mallory Doss (Embeth Davidtz) treibt. Nachdem Magruder die ängstliche Mallory juristisch gegen ihren scheinbar gefährlichen verstörten Vater Dixon (Robert Duvall) schützt, häufen sich die anonymen Drohungen gegen die Familie des Anwalts. Ein Sturm zieht auf, und immer tiefer verstrickt sich der gleichzeitig starke und verletzliche Anwalt in eine undurchsichtige Geschichte.

Der Savannah-Anwalt Magruder ist eine reizvoll zwiespältige Figur: So erfolgreich, daß seine Kinder ihn häufig in den TV-Nachrichten sehen. Und angeschlagen weil er seine Ehe und Familie nicht zusammenhalten konnte. Da kommt die durchnäßte, hilflose junge Mallory gerade recht. Leicht läßt sich der liebeshungrige Mann verführen. Bereitwillig und kostenfrei setzt der Staranwalt seinen ganzen Apparat ein, um den gefährlichen Dixon zu finden und zu verurteilen. Daß er einst den Mörder eines Polizisten erfolgreich verteidigte, lassen ihn die Ordnungshüter gerade dann spüren, als er sie braucht, um seine Kinder zu schützen.

Bei Robert Altman kann man allerdings auch noch erwarten, daß eine ganze Reihe hochkarätig besetzter Rollen fasziniert: Darryl Hannah sorgt für einen langanhaltenden Irritationseffekt, weil man sie so - mit Brille, hochgestecktem Haar, zurückhaltend - noch nicht gesehen hat. Robert Downey Jr. schwankt als (ab-) gerissener Privatdetektiv Clyde Pell zwischen der Flasche und hilfreichen Geistesblitzen hin und her. Ein Rolle mit besonderem Witz - wurde Downey Jr. doch ganz real wegen Drogenvergehen verurteilt. Vor allem die junge Mallory Doss bleibt mysteriös: Ist sie vielleicht nur der hilflos wirkende Köder, der Magruder benutzt und ihn in eine ganz andere Geschichte hineinziehen will? Ebenso wie der "Champion of Civil Rights" Magruder nicht den glänzenden Held darstellt, steht eine zu glatte Interessen-Justiz der Erfolgreichen im Zwielicht. Zu einfach wird Dixon in die Psychiatrie abgeschoben.

"The Gingerbread Man" war das einzige Originalscript Grishams, das nie veröffentlicht wurde. Es stammt noch aus der Zeit vor den Bestsellern und Kinohits des schreibenden Juristen. Mit energischen Effekten, Tempo und viel "Drive" macht der reife "Autorenfilmer" Altman vielen sogenannten Action-Regisseuren etwas vor. Die Montage sorgt für wachsende Unruhe und Bedrohung - wo schon der Handlungsverlauf hochspannend ist. Auch andere Grishamfilme mit teilweise überlangen Gerichtsszenen bekommen einen Seitenhieb ab: Während einer - angenehm raschen Verhandlung - zeigt Altman den unangepaßten Privatschnüffler Clyde schlafend!"Gingerbread Man" heißt nach einer gruseligen Geschichte, die Mallorys Vater erzählt haben soll, auf deutsch Lebkuchenmann.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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