Groupies Forever
USA 2002 (The Banger Sisters) Regie: Bob Dolman mit: Goldie Hawn, Susan Sarandon FSK: ab 12

Wie ein verkaterter Geist vom letzten Woodstock taucht die abgebrannte Suzette (Goldie Hawn) bei der braven Hausfrau Lavinia (Susan Sarandon) auf. Die letzten zwanzig Jahre verbrachte sie als Inventar einer dunklen Rockkneipe, überwinterte in Alkohol eingelegt das Fortschreiten der Zeit, der Moden und der Musikstile. Doch irgendwann trank das Rock-Denkmal dem Kneipenboss zu viel, Suzette fliegt und weiß nicht, wohin.

Lavinia ist geschockt, hat sie sich doch eine perfekte Familie aufgebaut, spielt den freudlosen Hausdrachen, der ihren Kindern und dem Ehemann keinen Hauch von dem Spaß gönnt, den sie einst selbst intensiv genossen hat. Hinter der Konfrontation von trinkfreudiger Schlampe und biederem Mütterchen steckt eine aufregende gemeinsame Vergangenheit. Suzette und Lavinia haben einst als Freundinnen und Groupies die Rockszene unsicher gemacht. Das Wiedersehen könnte ein nettes Revival sein, würde die wilde Suzette nicht hoffnungslos der Vergangenheit nachhängen und die brav gewordene Lavinia nicht jede Erinnerung daran verdrängen. Doch Lavinas junge Tochter Hannah (Erika Christensen) erweist sich als Brücke zwischen den Welten.

Und dann gibt es auch noch den neurotischen Harry (Geoffrey Rush), der Suzette im Auto mitnahm. Mit Pistole und Schreibmaschine bewaffnet, hat er im verschlafenen Nest eine alte Rechnung zu begleichen. Doch noch einer Nacht mit Suzette sieht Harrys Leben anders aus. Er ist zwar kein bisschen weniger verrückt, aber wesentlich hoffnungsfreudiger. Die Pistole liegt allerdings immer noch in der Schublade.

Früher war alles viel früher - und besser sowieso. Man weiß nicht, was schlimmer ist: Stagnation in Sentimentalität oder bitteres Verleugnen jeglichen Spaßes? Beiden Extremen tut es auf jeden Fall gut, lockerer mit dem eigenen Leben umzugehen. So ist Suzettes Besuch ein belebender Katalysator, ein leicht melancholischer Auftritt neuer Hoffnungen. "Groupies Forever" erfüllt so alle Erwartungen eines "Feelgood Movies", macht vor allem eine Menge Spaß. Auf dem Höhepunkt spielen die alte Damen Memory mit ihren Jagdtrophäen, die ein Jahrzehnt Pop-Geschichte in Genitalien auf Polaroid festhalten - die "Rock Cock Collection". Suzette und Lavinia sind hervorragende Komödien-Rollen für Goldie Hawn und Susan Sarandon, beide bedanken sich mit exaktem Spiel auf dem schmalen Grad zwischen Leichtigkeit und Nachdenken. Geoffrey Rush sorgt als anfangs blockierter und dann völlig enthemmter Schreiberling für den schrägen Humor dieser Komödie.

Wer "Almost Famous" gesehen hat, entdeckt noch eine andere Eignung des Mittfünfzigers Goldie Hawn: Sie tritt als Groupie nämlich in die Fußstapfen ihrer Tochter Kate Hudson. Wenn der Ausstatter auch noch die gleiche, kleine Nickelbrille besorgt ist die Ähnlichkeit wirklich frappant!


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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