Große Haie - kleine Fische

USA 2004 (Shark Tale) Regie: Bibo Bergeron, Victoria Jenson, Rob Letterman 90 Min.

"Die sehen ja gar nicht aus wie Fische", findet Nemo, und auch die Zuschauer sollen bei dem neuesten digitalen Animationsspaß von Dreamworks vor allem Will Smith und DeNiro sehen wie hören.

Unten im Riff geht das bunte Treiben seinen gewohnten Gang zwischen Hochhäusern, Straßenschluchten, Luxusvillen und Wal-Waschanlagen. Dies ist das - stark an New York erinnernde - Revier von Oscar. Der ist ein kleiner Fisch und Zungenputzer bei den Riesensäugern. Aber er will mehr, will zuviel und hat deswegen mächtig Schulden. Als ihn der Boss Sykes (genial wie sich dieser Igelfisch aufbläst) deshalb von zwei Rasta-Quallen hinrichten lassen will, schwimmen zwei Haie vorbei und das Schicksal nimmt seinen Lauf: Michael und Lenny sind die Söhne des Mafia-Paten Don Lino, wobei Lenny als Vegetarier aus der Art geraten ist. Doch jetzt soll er sich bewähren und den hilflosen Oscar vernaschen. Während der Kleine in voller Panik ist und der zahme Hai sich ziert, fällt Michael ein Anker auf den Kopf und bevor er es sich versieht, gilt Oscar im Riff als Haikiller und Held.

Die folgende Freundschaft zwischen einem sanften Hai, der sich als Delphin verkleidet und einem Fischlein, das ganz nach oben will und das Wichtigste dabei vergisst, ist zwar sehr klischeehaft, aber auch ganz schön komisch und schräg. Während die niedlichen und witzigen Figuren um Oscar schillern, plappert der Held vor allem. Das kennt und erwartet man ja nicht anders bei Will Smith. Und so übernimmt er auch die Kontrolle über sein gezeichnetes, flutschiges Alter Ego. So bleibt der Dialog sprudelnder Quell des Humor, wobei manchmal förmlich hörbar ist, dass der amerikanische Gag nicht übersetzbar war. Wie die Charakterfarbe in der Stimmen von Stars wie DeNiro, Renée Zellweger, Jack Black (Lenny), Angelina Jolie, Martin Scorsese (Sykes), Peter Falk oder Ziggy Marley. Bei uns spricht Christian Brückner den DeNiro (und ansonsten Warren Beatty, Harvey Keitel, Marlon Brando oder Alain Delon), das einzig Gute an dieser volksverdummenden Synchronisiererei. Ansonsten reden Daniel Fehlow, Yvonne Catterfeld, Sandra Speichert, Faiz Adebisi, Mola Adebisi und Frauke Ludowig - das törnt schon mächtig ab!

Aber es bleiben bis zur allerletzten Sekunde des Abspanns viele grobe, alberne, raffinierte und Insider-Scherze: Wenn Steven Spielberg schon als das "S" der Produktionsfirma "Dreamworks SKG" dabei ist, müssen die Haie selbstverständlich immer die Melodie aus "Der weiße Hai" summen. Dass in der Big City auf dem Meeresgrund mit Taxi-Fischen und Polizei-Tümmlern immer viel los ist und nur der Sushi-Laden leer bleibt, gehört zu den Lachern mit leichter Verzögerung. Ein Soul- und R'n'B-Soundtrack sorgt passend zu Will Smith für Schwung und irgendwann muss der auch mal einen Spruch aus seiner Ali-Rolle loslassen. Doch dahinter bleibt "Shark Tale" eine moralische Schmonzette mit großem digitalem Farbkasten und viel Aufwand.

http://movies.uip.de/grossehaiekleinefische/


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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