Gosford Park

USA/GB/I/D 2001 (Gosford Park) Regie: Robert Altman Mit: Maggie Smith, Kirstin Scott Thomas, Richard E. Grant, Kelly McDonald, Stephen Fry, Ryan Phillippe 137 Min.

So etwas kann heute nur noch Robert Altman gelingen: Das wilde Durcheinander von Herr- und Dienerschaft auf einem britischen Landsitz mit einem umfassenden Starensemble anrührend und analytisch, spaßig und spannend zu sezieren. "Gosford Park", Altmans "Landpartie" nach Jean Renoir, ist ein Meisterwerk in vieler Hinsicht.

Im November 1932 empfängt Sir William McCordle eine Jagdgesellschaft auf Gosford Park. Bei der Ankunft folgen wir Dienerschaft und Gepäck, die selbstverständlich ein separater Dienstboteneingang ins Untergeschoß führt. Das emsige Gewusel der Dienstboten, die nach dem Namen ihrer Herren oder Damen benannt werden, ist Schwindel erregend und faszinierend. Zwischendurch tauscht man eifrig Kommentare über die Herrschaften aus, hier mag das Wort Gerüchteküche herkommen. So lernen wir bestens die Upper Class kennen, die mit besonderen Gästen konfrontiert ist: Denn mit dem amerikanischen Produzenten Wiseman taucht nicht nur ein Vegetarier auf, sondern auch jemand mit gänzlich unverständlichen Beschäftigungen. Er könne ruhig von seinen Filmen erzählen, meint spitz die Gastgeberin, denn keiner aus der von sich selbst angeödeten Aristokratie würde sie sich jemals ansehen. Wisemans Diener fällt derweil unter den Kollegen auf, da er dauernd die Hände unflätig in den Taschen einer Hose aus Kostümfundus der Fox hat. Rangordnung ist in "Gosford Park" immer präsent, selbst unter der Dienerschaft.

Ryan Phillippe sticht als arroganter amerikanischer Diener und Charming Boy hervor. Doch Emily Watson beeindruckt als Neuling Mary enorm. Die spöttischen Spitzen von Maggie Smith sorgen für viel Humor und eigentlich verdienen - wie immer bei Altman - zehn bis zwanzig Schauspieler Erwähnung.

Die Überraschungen folgen Schlag auf Schlag: Selbst der Adel redet schamlos über Geld und bettelt, es wird gemobbt als wenn es das Wort damals schon gegeben hätte, nur die Dienerin Elsie liebt ihren Hausherrn Sir William mit dessen albernem Hündchen. Weil sie während des Dinners Partei für ihn ergreift, gibt es einen Skandal, der in Vergessenheit gerät, als William vergiftet und (!) erstochen im Lesezimmer liegt.

"Gosford Park" führt mit einer gewaltigen Detailfülle ein, packt dann mit Geschichten, die immer älter und ernster werden. Altman vernachlässigt aber auch nicht den Krimi, er zeigt immer wieder Giftflaschen im Bild, ein fehlendes Messer beschäftigt die Küche. Stephen Fry ist als komischer Inspektor Thompson zwar eine Sensation, aber nicht hilfreich bei der Wahrheitsfindung. Das macht die unterschätzte Dienerschaft unter sich selbst aus. Mit dem überraschenden Ergebnis, dass dies soziale Drama zwar leicht über Stände und Ausbeutung spöttelte, aber letztendlich erkennen muss, sie sind mörderisch!


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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