Göttliche Intervention - Eine Chronik von Liebe und Schmerz

Israel/ Palästina/Fr/Marokko 2001 (Divine Intervention) Regie, Buch und Hauptrolle Elia Suleiman 92 Min.

In Nazareth flieht ein Weihnachtsmann mit einem Messer im Bauch, da gräbt ein wütender Mann immer wieder die Auffahrt der Nachbarn an, an einer Bushaltestelle wartet jemand, obwohl kein Bus mehr fährt. Ein beiläufig aus dem Fenster geworfener Pfirsichkern lässt im Vorbeifahren einen Panzer explodieren ... "Göttliche Intervention", der palästinensische Überraschungsfilm des 2002er Wettbewerbs von Cannes fesselt mit reihenweise absurden Situationen.

Überall gibt es Konflikte, kleine und schwer bewachte Grenzen sind skurrile Reibungsflächen. Und mittendrin ein Liebespaar. Die Geliebte schreitet bei ihrem ersten Auftritt mit hohen Haken so bewegend über die geschlossene Grenze, dass gleich ein Wachturm einstürzt. Beim regelmäßigen Liebestreff am Kontrollposten zwischen Ramalah und Jerusalem treffen sich ihre Hände, während vor dem Fenster die seltsamen Aktionen der Grenzposten ablaufen. In seiner Wohnung arbeitet er (Suleiman) am Drehbuch für den Film, in dem er sich selbst befindet.

Die am weitesten abhebende Szene zeigt eine Ninja-Matrix-Jesus-Mischung, bei dem "Sport"-Schützen von der Papp-Palästinenserin angegriffen werden, auf die sie zielen. Diese sammelt die Kugeln zu einem Rosenkranz, entschwebt, um mit einem Palästina-Schutzschild auch noch einen Helikopter abzuschießen.

Dass es in Cannes 2002 den Preis der Jury für "Göttliche Intervention" gab, war dann keine Überraschung mehr. Der Film ist witzig, originell, humorvoll und sehr gut gemacht. Die nüchternen, fast immer in Beton "gegossenen" Szenen bleiben attraktiv, weil Suleiman sorgfältig gute Bildkompositionen aufbaut. Wiederholungen sorgen für Rhythmus ebenso wie einige ballett-artige Einlagen. Die immer drohende Gewalt findet selten und nur außerhalb des Bildes statt.

"Göttliche Intervention" macht unter anderem mit absurden und surrealen Szenen die Unterdrückung der Palästinenser, die Schikanen der israelischen Soldaten und das Ausgeliefertsein der Bevölkerung nachvollziehbar.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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