Gierig

BRD 1998 (Gierig) Regie Oskar Roehler, 83 Min.

Geiler Titel! Dazu noch ein paar dieser deutschen Köppe, die meinen, wenn sie nur im Leben eine gute Show spielen, könnten sie auch lebendig gut schauspielen. Und schon haben wir ein neues, überhyptes Trendprodukt, das Leinwände leerer als weiß zurückläßt.

Aber mal ohne Hasssssssssss und Häme. Was konnte man nach dem verhement vorgetragenen Diletantismus "Silvester Countdown" von Oskar Roehler anderes erwarten. Einigen gefiel die durch Ödnis vermittelte Öde ja ganz gut. Alle anderen schrien und fluchten tagelang. Hey - genau wie die Figuren in beiden Roehler-Filmen. In "Gierig" ist allerdings schon eine Ecke mehr Geld und Vermögen zu sehen: Wenn Jasmin Tabatabai in Knallfarben japanisch klingt, hat das guten Stil - für einen Videoclip. Alle anderen Clips ergeben die Geschichte eines Barbesitzers und Videokünstlers (Richy Müller), dessen baldiger Tumortod eine extreme Szene ins Extrem treibt. Seine Freundin Natascha (Tabatabai), im Nebenberuf Journalistinnen-Schlampe, verfällt derweil dem rauen Charme des jungen Boxers Sugar (Gregor Törzs). Dem muss der Tumor erst noch in den Kopf geprügelt werden. Zusammen "erleben" sie ihren leblosen Lebensrausch, immer auf Droge, voller Gefühle wie aus dem Imbißautomaten. Sie wohnen zwischen Mega-Cool und Scheiß-Cool, haben die Musik immer voll aufgedreht. Deshalb müssen sie wohl auch so oft schreien, rausbrüllen, anbrüllen. Völlig authentisch. Genau so sieht es aus, auf dem Schreibtisch deutscher Drehbuchautoren.

Was originell und trendig sein soll, landet schnell bei billigen Klischees: Der stählerne Boxer allein ist eine abgedroschene Type, dann noch Sex im Ring - sensationell schlecht.  Es gibt auch Text dazu: "Boxen ist wie Ficken!". Wo wir uns schon mit diesem Niveau quälen, lassen wir Tabatabai noch den Höhepunkt erleben: "Du kuckst mir direkt in die Seele, da fühl' ich mich nackt." Wieso gibt es solche Sätze nicht am Flughafen von "Casablanca"? Das Ganze erinnert im Scheitern an Carax "Pola X", nur der konnte wenigsten mal Filme machen, auch wenn inhaltlich der gleiche Künstlerquark drin steckt. "Gierig" - ein kleiner pubertärer Film, dem man jede Zuschauerschaft verweigern sollte, damit nicht noch mehr Kram aus der Ecke kommt. Eine Lehre läßt diese filmische Leere zumindest zurück: Alle Männer haben was am Kopf. Der eine 'nen Tumor, der andere ist Boxer und der letzte macht Filme.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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