Gegen jede Regel

USA 2000 (Remember the Titans) Regie Boaz Yakin, ca. 120 Min.

Wie es um die Gleichberechtigung von Schwarzen in den USA bestellt ist, zeigt weniger der Inhalt dieses Films als die Tatsache, dass er überhaupt noch mit diesem ganzen Verbrüderungspathos, mit diesen in Zelluloid gegossenen Appellen von Disney produziert werden musste.

Ein Märchen in Schwarz und Weiß: Im Jahre 1971 soll auch die T.C. Williams Highschool ihre Rassentrennung aufgeben. Per Quote wird dem erfolgreichen Football-Trainer Bill Youst (Will Patton) sein afroamerikanischer Kollege Herman Boone (Denzel Washington) vor die Nase gesetzt. Auf und neben dem Football-Platz beginnt eine erbitterte Konkurrenz um die Plätze eines Teams, das bisher den Weißen vorbehalten war.

Boones wichtigste Aufgabe ist, den von Rassenhass aufgehetzten Haufen zusammen zu bringen. Ein erstes Trainingslager bringt nach Krisen, Streit und einer pathetischen Rede auf dem Friedhof der Schlacht von Gettisburg erste "grenzüberschreitende" Bekannt- und Freundschaften. Im Camp toleranter geworden, erwartet die Sportler zuhause ein halber Bürgerkrieg, doch sie raufen sich zusammen und haben auch auf dem Platz Erfolg.

Die Integration auf einem schmalen Grad zur drohenden Gewalt gelingt dem ambivalenten Trainer Boone. Schön! Schade, dass dies so pathetisch, mit unangenehm einpeitschender Musik und ziemlich oberflächlich geschieht. So einfach wie Sport an sich ist, argumentiert dieser Film: Etwas Musik, ein paar Scherze und schon bricht die Freundschaft aus. (Dass Sport einige der gewalttätigsten Bereiche der Gesellschaft hegt, ist ein anderes Thema.) Aus den beiden Captains werden Kumpels. Der dicke weiße Soulbruder findet schnell Schwarze in der gleichen Tonlage. Doch einige bleiben unverbesserlich. Dass die Football-Spiele - die gibt es auch noch - unübersichtlich geschnitten sind und ein dramatischer Unfall am Ende uns noch einen großen Kloß Sentiment reinwürgen will, kommt auch auf die Minusseite und lässt den mittelmäßigen Film im reichen Angebot schwach aussehen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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