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Das große Krabbeln

USA 1998 (A Bug's Life) Regie Lasseter, 95 Min.

Klein aber fein

Es geht ganz schön hoch her beim Wettkrabbeln der total computeranimierten Filme: Bislang gestartet sind die Ameisen "Antz" und die lebendigeren Käfer von "Bug's Life". Dabei ist es keineswegs zufällig, daß Insekten die Helden dieser aufwendigen, im Computer berechneten Bilder sind. Da die Erstellung komplexer Oberflächen wie Haut oder Fell noch ein Problem für die Rechenleistung darstellt, eignen sich glänzende, glatte Flächen wie bei Spielzeug ("Toy Story") oder Insekten hervorragend.

Zuerst verblüfft die erstaunlich ähnliche Handlung der zweiten Ameisenfilms "Das große Krabbeln": Ein Individuum stört den reibungslosen Ablauf des Ameisenstaates, rettet und erneuert aber nach vielen Abenteuern das Gemeinwesen. Flik ist diesmal der kluge Held mit dem Herz in der Hose aber auch rechten Fleck. Seine Angst ist verständlich, denn ziemlich schreckliche Heuschrecken beuten die Ameisen aus, so wie es die älteren Kindern vom Western kennen, in dem arme Mexikaner (oder japanische Bauern) von Banditen regelmäßig heimgesucht werden. Und wie bei den "3 Amigos" holt ein Mitglied der Gemeinschaft Hilfe von Auswärts. Flik erwischt allerdings unwissentlich eine Zirkustruppe, die nicht mal stark spielen kann. Doch mit diesem bunten Haufen bringt er Hoffnung in den Ameisenbau. Gemeinsam macht man sich an das gewaltige Werk, eine Abschreckungsstrategie gegen die Heuschrecken unter der Leitung des gefährlichen Hopper zu entwickeln.

In dem Insektenrennen liegt der später gestartete Film aus den Pixar-Studios um viele Fühlerlängen vorne: Die Ameisen der Kolonie von Flik haben weniger menschliche nachgezeichnete Züge, dafür aber viel mehr Charakter in den Gesichtern. Nicht die Größe zählt, auch nicht die Länge, die Ideen zählen und machen diesen Film gelungen. "Ideen sind sehr gefährlich," warnen nur die falschen Ratgeber. Denn unzählige witzige, rasante und faszinierende Einfälle machen auch "Das große Krabbeln" zu einem außerordentlichen Vergnügen der Ideenfabrik Pixar.

Ein Übermaß an guten Scherzen und originellen Typen bietet allein die angeheuerte, aberwitzige Charaktertruppe: Marienkäfer (engl. Ladybug!) Franzi hadert mit seiner femininen Seite. Die gemütliche, deutschstämmige Raupe Gustl (im original: Heimlich) ist ebenso nett, wie die Schwarze Witwe Rosie. Nur die Heuschrecken können Kindern durchaus Schrecken bereiten, Ältere bestaunen bei diesen gezeichneten Computerwesen differenzierte Hautstruktur und -Farben, wie überhaupt die Diversität der Figuren faszinierend ist.

Pixar, wurde einst vom Apple-Gründer und erneutem Retter Steve Jobs aufgebaut. Erste Erfolge und Oscars mit Kurzfilmen führten unter der Regie von John Lasseter zu einen Vertrag mit Disney über die Produktion von mehreren digital animierten Kinotrickfilmen. Nach dem sensationellen "Toy Story" bietet "Das große Krabbeln" einen weiteren Schritt in die unendliche Zukunft des Trickfilms und darüber hinaus.

"Das große Krabbeln" ist viel zu prall um ihn nur ein mal zu sehen. Flugeinlagen an Löwenzahnsamen, die großen Stadt aus Abfällen, die verdächtig dem New Yorker Time Square ähnelt und als Zugabe im Abspann noch die sogenannten "Out takes": Szenen, in denen die Darsteller ihr Stichwort verpassen, sich versprechen oder andere unfreiwillig komische Dinge tun. Moment mal? Trickfiguren, die sich versprechen? Lassen Sie sich überraschen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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