Neuer Van Gogh

Anti-Islamismus ist nicht "Cool"

Letzter Film des ermordeten Regisseurs auf internationaler Premiere

Von Günter H. Jekubzik

Thessaloniki. "Cool", der letzte Film des am 3.11.2004 in Amsterdam ermordeten Regisseurs Theo van Gogh, erlebte beim 45. Internationalen Filmfestival von Thessaloniki (20.-28.11.) den Start seiner internationalen Karriere. Es ist ein eher kleiner Film über Jugendbanden gemischter Ethnien, der durch den Mordanschlag auf seinen Regisseur enorme Aufmerksamkeit erfährt.

Theo van Gogh (23.7.1957 - 3.11.2004) wurde auf dem Weg ins Filmstudio erschossen und erstochen. Es scheint sicher, dass der gnadenlose Verfechter des offenen und oft zutiefst beleidigenden Wortes umgebracht wurde, weil er die Worte des Korans kritisierte. Davor warnte ihn schon seine Koautorin bei "Submission Part 1", die aus Somalia stammende Parlamentarierin Ayaan Hirsi Ali. Mit ihr realisierte Van Gogh den poetischen und politischen Monolog von vier mit durchsichtigem Schleier verhüllten Frauen. Auf ihren Körpern tätowiert sind arabische Schriftzeichen, deren Aussagen Gewalt gegen Frauen befürworten sollen. Der Film war Teil einer TV-Sendung und wurde in eine lange Diskussion eingebettet.

"Cool" jedoch erzählt vor allem dramaturgisch geschickt von einer Gang, die beim Bankraub erwischt wird und in eine moderne Erziehungsanstalt kommt. In Rückblenden zeigt der kleine Gangsterfilm, wie die Jungs von meist marokkanischer Abstammung vorher kleine Raubzüge begingen und von einem niederländischen Kriminellen zum Banküberfall angestiftet wurden. Eingebettet ist eine Liebesgeschichte um eine Gangsterbraut (Katja Schuurman), die zwischen den Fronten steht. Der niederländischer Politiker Gerrit Zalm (VVD) spielte eine Nebenrolle als Bankdirektor.

Die vor allem international verbreiteten Klischees vom "islam-kritischen Regisseur" Theo van Gogh können nach "Cool" gleich wieder in die Schublade zurück. Der streitlustige Künstler provozierte zwar jeden, aber er lässt sich auch jetzt noch nicht instrumentalisieren, um irgendwelche Achsen des Bösen oder Guten quer durch die Lande zu ziehen oder die Polizeietats aufzustocken. Sein letzter Spielfilm "Cool" erhält nun Einladungen zu vielen Festivals und wurde auch nach Deutschland verkauft. "Submission Part 1" hingegen, der Film, der ihm das Leben kostete, wird von den Produzenten vorsichtig zurück gehalten. Nun wartet man auf das posthume Werk, den fast vollendeten "06-05" über den auf ebenso erschütternde Weise umgebrachten politischen Populisten Pim Fortuyn. Zwischen dessen Tod und dem Van Goghs lagen exakt 911 Tage.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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