Berlinale - Geschichte und Zukunft

Von Günter H. Jekubzik

Schon immer tummelte sich die Berlinale zwischen filmischen Rück- und Ausblicken. Doch bei den 50. Internationalen Filmfestspielen Berlins (9.-20.Februar) häufen sich die Zeichen einer Zeitenwende wie nie zuvor.

Während man das Jubiläum mit vielen Erinnerungen begeht, macht man gleichzeitig einen gewaltigen Schritt nach vorne: Der Umzug des früher eher verstreuten Festivals zum stadtplanerischen Jahrhundertereignis Potsdamer Platz schenkt dem Festival einen zentralen, kompakten Charakter. Die ersten Kinoadressen für alle Sektionen liegen nahe beieinander, oft sogar im gleichen Multiplex. Selbstverständlich sind auch die Investoren des Potsdamer Platzes von Debis bis Sony glücklich über eine kulturelle Belebung ihres architektonischen Konzeptes.

Die Berlinale lief erstmals 1951 und war eine Initiative der Westallierten, die ein "Schaufenster der freien Welt" propagierten. Die Fünfziger und Sechziger waren die Jahre der Stars und der großen Regisseure: Ingmar Bergman,
Satyajit Ray, Michelangelo Antonioni, Roman Polanski und die
Vertreter der französischen Nouvelle Vague, Jean-Luc Godard, François Truffaut sowie Claude Chabrol feierten Erfolge im Zoo-Palast.

Auch die Filmfestivals politisieren sich ab Mitte der Sechziger. ÝEin Film zum Thema Vietnam sorgte 1970 für einen Eklat. Ein Jahr später entstand das "Internationale Forum des jungen Films", seit nun 30 Jahren unter der Leitung von Ulrich Gregor ein Garant für den wachen, weltweiten Blick auf Qualität und Filmkunst abseits der kommerziellen Maschinerie, die so oft den Wettbewerb bestimmt. Die Kombination von Wettbewerb und Forum ist auch das Erfolgsrezept einer Berlinale für viele Geschmäcker. In den folgenden Jahren spezialisierte sich die Berlinale auf die Öffnung zum Osten, bis sie nach dem Mauerfall als Teil des neuen Berlins öfter selbst das Thema war. Im Laufe der Jahre kamen als weitere Sektionen das sehr durchmischte, oft schwul-lesbische Panorama, die filmhistorische Retrospektive, das Kinderfilmfest und der Europäische Filmmarkt hinzu.

Während die Hommage in diesem Jahr der französischen Filmgöttin Jeanne Moreau gewidmet ist, schließt sich die Retrospektive dem Spagat zwischen Gestern und Morgen an: "Maschinenmenschen" ist das Thema und könnte eigentlich komplett vom futuristischen Sony-Center auf dem Potsdamer Platz gesponsort sein. Von "Frankenstein" bis zum Datenkurier "Johnny Mnemonic", von Fritz Langs Maria aus "Metropolis" bis zum möglichen Andoiden "Blade Runner" reicht die Spanne. Mal sehen, ob wir auch eine Antwort dazu bekommen, wie und ob wir in fünf Jahren noch Filme sehen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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