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Die Zukunft der Berlinale

Berlin. Im Wettbewerb der "49. Internationalen Filmfestspiele Berlins" gibt es noch nicht mal einigermaßen sichere Vermutungen, wer den Goldenen Bären einheimsen könnte. Doch wie die 50., die Jubiläums-Berlinale aussehen wird, hat schon einige Konturen. Sie wird ganz anders sein und ist schon jetzt beliebtes Gesprächsthema:

Nach einem langen Ringen zwischen dem Berliner Senat und der Festivalleitung wurde im vergangenen Jahr vereinbart, daß die Berlinale im Jahr 2000 am neuerbauten Potsdamer Platz stattfinden wird. Einerseits ergibt sich so der Idealzustand eines kompakten Festivals in zwei benachbarten Multiplexen. Doch wer will schon in einer städteplanerischen Wüste Versuchskaninchen sein. Denn ganz klar ist die Absicht, das die Berlinale das Reißbrettviertel Potsdamer Platz mit beleben soll.

Nach mehreren Umzügen, vom Sommer in den Winter, vom Zoopalast in das Haus der Kulturen der Welt und wieder zurück, müssen sich in einem Jahr mehrere Tausend Akkreditierte und Gäste in einem wahrlich neuen Areal zurechtfinden: Im Debis-Teil - erbaut von Daimler-Benz-Konzern, der auch einer der Hauptsponsoren des Festivals ist - werden jetzt schon die Säle des CinemaxX-Multiplexes bespielt. Auch im neuen Festivalpalast läuft schon was: Ein Musical! Inwiefern sich dieser Saal für Filmvorführungen eignet, muß sich zeigen. Er hat eindrucksvolle 1800 Plätze und erreicht damit ähnliche Ausmaße wie der Festivalpalast in Cannes - dort gibt es allerdings gleich zwei dieser Riesensäle! Die Sony-Gebäude sind noch nicht fertiggestellt, doch hoffentlich pünktlich werden im Februar 2000 insgesamt 27 Säle mit 5500 Plätzen zur Verfügung stehen. Wer dann mit welchen Karten wohin darf, wird sich einspielen. Und gewiß die gleichen Leute streßen und aufregen, die sich auch jetzt jedes Jahr aufregen und streßen.

Wirklich problematisch ist, daß der Potsdamer Platz, die historische Mitte Berlins von vor 70 Jahren, durch die Trennung der Stadt zur brachliegenden Fläche wurde. Was jetzt in einem der gigantischsten Bauprojekte als neuer Potsdamer Platz entstand, ist also kein gewachsener Lebensraum. Die kulinarische Infrastruktur ist noch ebenso dünn wie die Verkehrsanbindung oder das Hotelangebot. Hunger und Neugier könnten viele Berlinale-Gäste erstmals in die ehemals zum Osten gehörende Berliner Mitte treiben, wo Viertel wie der Prenzlauer Berg eine ganz andere (Sub-) Kultur bieten als der bekannte Ku'damm.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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