Berlinale 2003

Festivalberichte von Günter H. Jekubzik und Oliver Schiffers


Die 53. internationalenFilmfestspiele in Berlin
6. - 16. Februar 2003

Klompen-Tanz

Musical "Ja Zuster, nee Zuster"


Berlin. Eine Kuriosität aus den Niederlanden wurde im recht humorlosen
Wettbewerb sehnsüchtig erwartet: Das Musical "Ja Zuster, nee Zuster"
lässt eine überaus erfolgreiche TV-Serie aus den Siebzigern wieder
aufleben.

Die Rot Kreuz-Schwester Klivia leitet ein Ruhestands-Heim, das niemals
zur Ruhe kommt. Ein chaotischer Erfinder im Keller, zwei große Jungs
und die reizende Tänzerin Jet nerven den griesgrämigen Nachbarn
Boordevol. Irgendwann stiehlt sich auch noch der fesche Langfinger
Gerrit ins Haus und das Herz von Jet.

Wenn Gerrit durch die verregneten Straßen einer holländischen
Musterstadt wirbelt, denkt man an Jacques Demys "Regenschirme von
Cherbourg", doch "Ja Zuster" ist nicht "Singing in the Rain".
Slap-Stik-Figuren geben den eher albernen Ton dieses Film-Musicals vor,
das Ballett tanzt zwar nicht mit "Klompen", doch die wunderbare
Leichtigkeit gelungener Musicals lässt diese bunte Kunstwelt vermissen.

Hinter Schwester Klivias Motto "wir tun was wir wollen, ohne den
Nachbarn zu stören" verbirgt sich zwar die Verfilmung der berühmten
niederländischen Toleranz, doch "Ja Zuster" ist Ausgeburt eines neueren
Trends: Die größten Kinohits der letzten Jahre (und überhaupt)machten
die Nachbarn mit simplen Fortsetzungen von aktuellen TV-Soaps
("Costa"). Warum denn nicht auch die beliebteste Sendung der
beliebtesten niederländischen Autorin Annie M. G. Schmidt künstlich
wieder beleben. Vor allem, wenn die Originalsendungen verloren gegangen
sind. So erfreuen wir uns im Retro-Trend, der schon den Kinderfilm
"Minoes" bestimmte, an alten DAF-Modellen, Solex-Mofas und Männern im
knackigen Feinripp. Inhaltlich wird jedoch klar, weshalb Pieter Kramer
die Regie bekam: Er hat früher für die Sesamstraße gedreht!.